Die Stadtwerke Detmold haben ihren Neubau bezogen. Das moderne Gebäude überzeugt nicht nur wegen seines niedrigen Energieverbrauchs, sondern ist auch ein Wohlfühlort für die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter.
Noch steht das alte Verwaltungsgebäude der Stadtwerke Detmold. Die Anfang der 1980er Jahre auf dem Grundstück „Am Gelskamp“ erbaute Immobilie wird in den nächsten Tagen abgerissen. Damit wird der Blick frei für das neue Domizil des Energiedienstleisters, in dem sich auf gut 6.000 Quadratmetern Verwaltung, Werkstatt und Lager unter einem Dach befinden. Das optimiert nicht nur die internen Arbeitsprozesse für die 180 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, sondern auch den Informationsfluss.
Wer vom alten ins neue Gebäude geht, was momentan noch über eine Verbindungsbrücke möglich ist, bemerkt schnell die Unterschiede. Trotz angenehmer Außentemperaturen ist es drinnen mächtig heiß, die Raumakustik ist alles andere als angenehm. Der funktionelle Bau entspricht schon lange nicht mehr den heutigen Anforderungen an Energieeffizienz, Arbeits- und Schall- sowie Wärmeschutz.
„All diese Kriterien waren ausschlaggebend, dass sich der Aufsichtsrat auf Basis einer Machbarkeitsstudie für einen Neubau und gegen die Sanierung des Gebäudes ausgesprochen hat“, sagt Stadtwerke-Geschäftsführer Jörg Karlikowsi.
Auch räumlich bestand Handlungsbedarf. Denn die Zahl der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter ist in den vergangenen Jahren aufgrund der Erweiterung der Geschäftsfelder deutlich gewachsen. Rund 16 Millionen Euro wurden in den Neubau investiert. Nach Abzug der KfW-Förderung „BEG Nichtwohngebäude als Effizienzgebäude 40 Erneuerbare Energien“ in Höhe von 2,2 Millionen Euro reduzieren sich die Kosten auf etwa 13,8 Millionen Euro.
Die Baumaßnahme begann im dritten Quartal 2021 und obwohl zeitweilige Lieferengpässe für Materialien und fehlende Fachkräfte zu bewältigen waren, konnte das Gebäude im Wesentlichen bis Ende letzten Jahres fertigstellt werden. Nach Abriss der alten Immobilie, deren Bestandteile geschreddert und zum Auffüllen des Geländes Verwendung finden, sollen die Außenanlagen mit etwa 120 Parkplätzen für Mitarbeitende und Kunden sowie Grünflächen entstehen. Der Abschluss aller Arbeiten ist im ersten Quartal 2025 geplant.
Energieeffizienz, Nachhaltigkeit und eine aktive Energieversorgung
Der moderne Neubau, der auf einer vorhandenen Fläche entstanden ist und damit kein zusätzlicher Boden versiegelt wurde, ist ein energetisches Highlight. Bei der Entwicklung des Gebäudekonzeptes wurde auf Energieeffizienz, Nachhaltigkeit und eine aktive Energieversorgung Wert gelegt. Neben den zwei Photovoltaik-Anlagen mit einer Leistung von 180 kWp deckt die eigene, regenerativ erzeugte Fernwärme den eigenen Stromverbrauch ab. Der wird nicht für den Betrieb des Neubaus, sondern auch für die Kühlung und Lüftung sowie die Aufladung der E-Autos genutzt. Moderne und energiesparende Technik und eine verbesserte thermische Gebäudehülle, die nach dem geltenden Gebäudeenergiegesetz umgesetzt wurde, halten den Energieverbrauchmit 30,7 kWh/(m2 x a) gering. Die Immobilie erreicht damit Passivhaus-Standard.
„Dies bedeutet eine jährliche CO2-Einsparung von rund 40 Tonnen im Vergleich zu einem Neubau nach Mindeststandard“, sagt Andreas Schlichting, technischer Leiter der Stadtwerke Detmold.
Auch der sehr kompakte, rechteckige Zuschnitt sowie die Dichte des Gebäudes fördern die Energieeffizienz, betont Architekt Florian Brandstetter vom gleichnamigen Architekturbüro. Ressourcen effizient zu nutzen und die Umwelt zu schonen, war der Antrieb bei der Entwicklung des Konzeptes und ist fester Bestandteil der Klimaschutzstrategie der Stadtwerke. „Mit dem Ansatz Cradle-to-Cradle – von der Wiege bis zur Wiege – stehen wir für eine durchgängige und konsequente Kreislaufwirtschaft. Der Neubau hinterlässt damit einen nachhaltigen und ökologischen Fußabdruck. Damit übernehmen wir eine Vorbildfunktion für den Klimaschutz“, betont Stadtwerke-Chef Karlikowski.
Innen und außen wurde ein Konzept umgesetzt, dass Nachhaltigkeit fokussiert
Das bedeutet in der praktischen Umsetzung: Sowohl außen als auch innen wurden Materialien ausgewählt, die am Ende des Lebenszyklus der Immobilie wiederverwendbar sind. „Wir haben Hölzer für die Holzdecken eingesetzt, weil diese ein angenehmes Raumgefühl und eine gute Raumakustik erzeugen. Aber gleichzeitig darauf geachtet, nur zertifizierte und damit recycelte Materialien zu verwenden. Gleiches gilt auch für die Deckenplatten“, so Florian Brandstetter. Die Trockenbau-Produkte sind C+C-zertifiziert, das Massivholzparkett stammt aus europäischer Produktion, so wurden die Lieferwege kurzgehalten. Alle Räume sind mit Bewegungsmeldern ausgestattet, sodass sich das Licht nur beim Betreten einschaltet. Gleiches gilt für die Klimaanlage und die Lüftung. Der eingebaute Hohlraumboden, der mit einfach herausnehmbaren Teppichfliesen belegt ist, ermöglicht eine flexible Nutzung und damit ohne großen Aufwand eine Nachinstallation verschiedener Medien. Flexibilität und Veränderbarkeit gelten im Übrigen für den gesamten Neubau:
„Die Transformation eines Gebäudes ist wichtig. So haben wir die Option, bei Bedarf Räume zu verändern und andere Nutzungsmöglichkeiten zu schaffen“, so der Architekt, der dem Gebäude eine Haltbarkeit von 80 bis 100 Jahren bescheinigt.
Während bei der Farbauswahl in den Innenräumen eher Zurückhaltung praktiziert wird, setzt die markante Wendeltreppe farblich ein Statement: Der anthrazitfarbene Aufgang verbindet alle drei Ebenen miteinander und ist ein besonderes Highlight im tageslichtdurchfluteten Neubau.
Die Außenfassade eines regionalen Herstellers besteht aus Alu-Kassetten, die zertifiziert sind und zudem extrem wartungsfreundlich, da sie eine Selbstreinigungsfunktion besitzen und damit besonders nachhaltig sind. Für die Holzlamellen, die an einem Teil der Fassade angebracht wurden, kamen regional nachwachsende Hölzer zum Einsatz.
Neben Verwaltung, Werkstatt und Lager wurde auch das sogenannte Forum als moderner Veranstaltungsraum geschaffen, das sich flexibel für Informationsveranstaltungen zu Energiethemen nutzen lässt. Unter diesem Gebäudeteil befindet sich eine Fahrzeugparkgarage mit Ladesäulen für die Stadtwerke-E-Fahrzeuge.
Hoch oben auf der etwa 400 Quadratmeter großen Flachdachfläche sollen Pflanzen und Insekten ein Zuhause finden. Mit dem Gründach wollen die Stadtwerke ihren Beitrag zu mehr Artenvielfalt und Biodiversität leisten.
KONTEXT
Zu den Geschäftsfeldern der Stadtwerke Detmold zählten in den 1980er Jahren zunächst die Erdgas- und Flüssiggassparte sowie die Trinkwasserversorgung. 1988 erweiterten die Stadtwerke ihre Versorgungstätigkeit mit der Inbetriebnahme eines Blockheizkraftwerks. Rund um das damalige Hallenbad an der Georg-Werth-Straße wurde die erste Wärmeinsel aufgebaut. Seit 1992 wird darüber hinaus das Freizeitbad Aqualip betrieben. Mit der Stromnetzübernahme von Wesertal 1997 wurde das Portfolio um einen wesentlichen Teil erweitert.