spot_img

Kolumne: Tristan Niewöhner

Wieviel Struktur braucht ein Startup?

Wenn man ein Startup gründet, gibt es am Anfang häufig überhaupt noch keine Struktur. Man hat ein Produkt oder eine Dienstleistung und versucht, diese an den Markt zu bringen. Anders als bei langjährig am Markt etablierten Unternehmen gibt es noch keine Buchhaltung, Personalabteilung oder Reisekostenrichtlinien.
In der Anfangsphase ist dies auch häufig nicht nötig und in Anbetracht knapper zeitlicher und finanzieller Ressourcen auch gar nicht zielführend. Wenn die Geschäftstätigkeit sich positiv entwickelt und auch das Team größer wird, werden mehr und mehr Strukturen notwendig. Manche Startups, die durch eine regelrecht explodierende Kundennachfrage überrumpelt werden, tappen in die Falle, sich nicht ausreichend um die Strukturen zu kümmern. Viele strukturelle Aufgaben werden dann immer nach Bedarf bearbeitet. Wenn also zum Beispiel zum ersten Mal eine Dienstreise ansteht, werden dann individuelle Richtlinien dafür definiert. Dies kann dazu führen, dass es manchmal in Startups etwas chaotisch zugeht. Dieser Mangel an Struktur kann von den Mitarbeitenden als Stress empfunden werden.
Während schnell wachsende Startups nach mehr Struktur streben, gehen manche etablierte Unternehmen den entgegensetzten Weg. Unternehmen, gerade wenn sie seit Jahrzehnten bestehen, haben häufig mehr Strukturen gebildet, als sie eigentlich benötigen. Alle Prozesse sind hochgradig reguliert und reglementiert. Diese Überregulierung bremst die Dynamik und Innovationskraft. Bei der Entwicklung neuer Produkte kann dies sehr hinderlich sein. Insofern versuchen große und etablierte Unternehmen, sich teilweise von diesen Strukturen zu befreien, indem sie zum Beispiel Startups aufkaufen oder startup-ähnliche Innovationszentren aufbauen, in denen es eine weniger starre Struktur gibt.
Man kann also generell sagen, dass es nicht „zu wenig“ oder „zu viel“ Struktur gibt, sondern jede Phase einer Unternehmensgründung erfordert ein unterschiedliches Maß an Struktur. Als Startup muss man genau darauf achten, dass die Strukturen im gesunden Maße mit dem Unternehmen mitwachsen. Dazu gibt es viel Literatur und Methoden, die einem helfen können, dieses richtige Maß zu finden. Beim Aufbau eines Startups und einer Organisation stellt das eine der größten, aber auch eine der wichtigsten Herausforderungen dar.

Die Struktur wächst mit – Start up now! Bis zum nächsten Mal.

AUCH INTERESSANT

Weitere Beiträge

Treibhausgasen auf der Spur

Emissionen lassen sich nur managen, wenn man sie kennt. Doch in vielen Industrieunternehmen besteht der CO₂-Fußabdruck eines Produkts aus Annahmen und Standardwerten. Wie Miele...

Das war die HINTERLAND OF THINGS 2025

Die diesjährige Hinterland of Things Konferenz unter dem Motto „Reclaim“ bot wieder eine interessante Plattform für die Technologieszene und den Mittelstand. Zukunftsweisende Diskussionen, inspirierende...

„Vor der Produktion auch das Recycling mitdenken“

Heike Wulf arbeitet als Technologiescout im Transferprojekt Innovation Campus for Sustainable Solutions (InCamS@BI) von Hochschule Bielefeld (HSBI) und Universität Bielefeld. Zusammen mit ihrer Forschungsgruppe...

Digitale Technologien: Nachhaltigkeit greifbar machen

Wie die Industrie den Weg zur nachhaltigen Transformation beschreiten kann, zeigt das it´s OWL-Projekt GoProZero. Das Erfolgsrezept: der Einsatz digitaler Technologien und Kooperationen mit...
mawi digital flat

E-Magazin