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SONDERTHEMA: UNTERNEHMENSNACHFOLGE

Unternehmensnachfolge: Viele planen zu spät

Viele Inhaber mittelständischer Betriebe stehen vor einer großen Herausforderung: Sie müssen die Nachfolge für ihr Unternehmen regeln. Und obwohl bei einigen die Zeit drängt, tun sie sich schwer, wie eine Untersuchung der Creditreform festgestellt hat.

Im deutschen Mittelstand sind aktuell rund 145.500 Unternehmen potenziell übergabereif, gemessen an Größe, wirtschaftlicher Aktivität und dem Alter, wie eine aktuelle Auswertung der Creditreform Wirtschaftsforschung von rund 373.400 etablierten mittelständischen Unternehmen in Deutschland zeigt. Demnach ist in 39 Prozent dieser Betriebe mindestens ein Inhaber älter als 60 Jahre, sodass in den kommenden Jahren eine Betriebsübergabe erforderlich sein dürfte.


Angesichts der Altersstruktur müssten viele Unternehmen den Übergabeprozess bereits eingeleitet oder zumindest konkret geplant haben. Die Planungen beginnen aber oft sehr spät.


„Mittelständische Unternehmen sind besonders stark durch ihre Inhaber geprägt. Diese oft jahrzehntelange Bindung macht die Übergabe zu einem komplexen und zeitintensiven Vorhaben. Angesichts der Altersstruktur müssten viele Unternehmen den Übergabeprozess bereits eingeleitet oder zumindest konkret geplant haben. Die Planungen beginnen aber oft sehr spät“, sagt Patrik-Ludwig Hantzsch, Leiter der Creditreform Wirtschaftsforschung.

Die Analyse zeigt außerdem, dass der Übergabeprozess in Unternehmen mit mehreren Gesellschaftern häufig weiter fortgeschritten ist und die Nachfolge bereits geregelt wurde. Mit einer höheren Gesellschafterzahl steigt die Wahrscheinlichkeit, dass bereits Personen mit einem Alter von unter 40 Jahren im Unternehmen geschäftsführend aktiv sind. So sei in Unternehmen mit drei oder mehr Gesellschaftern in gut 22 Prozent der Fälle mindestens eine beteiligte Person jünger als 40 Jahre alt. Für Wirtschaftsforscher Hantzsch deutet dies auf eine aktive Nachfolgeplanung oder bereits vollzogene Übergabe hin. Zugleich sind in vielen dieser Unternehmen noch Gesellschafter im Alter von über 60 Jahren tätig.

„In vielen Familienunternehmen ist es üblich, dass der Nachfolger bereits als Teilhaber tätig ist, während der Altinhaber noch eine Zeit lang in der Unternehmensführung aktiv bleibt. Dieses Modell der Zusammenarbeit zwischen Jung und Alt ist im Mittelstand eine bewährte Lösung für die Betriebsübergabe“, sagt Patrik-Ludwig Hantzsch.

Bei Unternehmen mit nur einem Gesellschafter, was auf die Mehrheit der mittelständischen Betriebe in Deutschland zutrifft, ist die Nachfolgeregelung ein dringenderes Thema. Lediglich in 6,4 Prozent dieser Betriebe ist der alleinige Gesellschafter jünger als 40 Jahre – in 32,2 Prozent der Fälle ist er bereits über 60 Jahre alt.

Die Notwendigkeit einer baldigen Nachfolgeregelung variiert je nach Wirtschaftsbereich. Die höchste Zahl an übergabereifen Unternehmen gibt es laut Creditreform-Untersuchung im Dienstleistungsgewerbe (53.030), gefolgt vom Handel (36.860). Im Bauwesen (25.680) und im Verarbeitenden Gewerbe (27.460) stehen ebenfalls viele Unternehmen vor der Übergabe, da der Inhaber über 60 Jahre alt ist.

„Viele Inhaber finden keine geeigneten Nachfolger, weder in der Familie noch aus dem engeren oder erweiterten Unternehmensumfeld. Im schlimmsten Fall werden diese Betriebe dann einfach stillgelegt und verschwinden vom Markt. Ein Grund für diese Entwicklung sieht Hantzsch in der mangelnden Bereitschaft, insbesondere jüngerer Menschen, die Verantwortung für ein Unternehmen und die Mitarbeiter in diesen Zeiten zu übernehmen.


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