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Serie: Tech-Startups - MechConnect

Wie eine digitale Plattform den Automobil-Aftermarket revolutioniert

Die Digitalisierung macht auch vor der Autoreparatur nicht halt. Das Paderborner Startup MechConnect setzt mit künstlicher Intelligenz und einem innovativen Ökosystem genau dort an, wo sich Autobesitzer und Werkstätten oft mit Undurchsichtigkeit und Ineffizienz konfrontiert sehen. Im Interview erklärt Gründer Zafeer Khan, wie MechConnect den Reparaturprozess neu gestaltet.

Was ist MechConnect und welches Problem im Automobilsektor wollten Sie lösen?

Zafeer Khan: Wenn das Auto nicht mehr wie gewohnt läuft, ist die Reparatur meist teuer und langwierig. Genau hier kommt MechConnect ins Spiel: Mithilfe von Künstlicher Intelligenz (KI) machen wir den Reparaturprozess einfach, effizient und transparent. Auf unserer Plattform erhalten Autobesitzer eine schnelle Ersteinschätzung mit Symptomanalyse, Kosteneinordnung und Werkstattempfehlung, während Werkstätten von digitalem Auftragsmanagement, automatisierter Kundenkommunikation und einer KI-gestützten Diagnoseunterstützung profitieren. So bildet MechConnect ein intelligentes Ökosystem, durch welches beide Seiten Zeit und Kosten sparen.

Welche Rolle spielt Künstliche Intelligenz in Ihrem System und wie verlässlich sind die Diagnosen im Vergleich zu herkömmlichen Verfahren?

Zafeer Khan: KI ist das Herzstück von MechConnect. Nutzer beschreiben auf der Plattform einfach die Symptome ihres Fahrzeugs, woraufhin das System diese in Echtzeit analysiert, Rückfragen stellt und innerhalb von 60 Sekunden eine erste technische Einschätzung liefert – inklusive möglicher Ursachen, betroffener Bauteile und voraussichtlicher Reparaturdauer. Die Informationen basieren auf Herstellerdaten, Fehlercodes und Reparaturanleitungen. Zwar ersetzt die KI nicht die Arbeit eines Mechanikers, doch sie liefert inzwischen in etwa 80 bis 85 Prozent der Fälle eine treffsichere Grundlage – deutlich besser als das gefährliche Rätselraten in Internetforen. Die Ergebnisse werden anschließend an die ausgewählte Werkstatt übermittelt, die sich so gezielt auf den Kundenbesuch vorbereiten kann.

Wie stellen Sie die Qualität und Vertrauenswürdigkeit der Werkstätten auf Ihrer Plattform sicher?

Zafeer Khan: Wir wählen unsere Partner sehr sorgfältig aus. Der Fokus liegt zunächst auf geprüften Werkstattketten, später folgen auch Einzelbetriebe mit guten Bewertungen, fairen Preisen und moderner Ausstattung. Hinzu kommt eine kontinuierliche Qualitätssicherung durch unsere Plattform: Die Kunden geben nach jeder Reparatur Feedback. Werkstätten, die dauerhaft schlecht bewertet werden, werden so von der Plattform ausgeschlossen.

Was waren bisher Ihre größten Herausforderungen bei der Entwicklung und dem Launch von MechConnect und wie haben Sie diese gemeistert?

Zafeer Khan: Eine der größten Herausforderungen war der Mangel an strukturierten Fahrzeugdaten. Für das KI-Training mussten wir fragmentierte Quellen wie OEM-Daten, Reparaturhandbücher und Fehlercodes aufwendig zusammenführen. Gleichzeitig ist unsere Zielgruppe durch regionale Unterschiede, Fahrzeugtypen und Nutzungsgewohnheiten sehr heterogen. Eine nutzerfreundliche, einheitliche Plattform zu entwickeln, war daher ebenso anspruchsvoll. Entscheidend waren der enge Austausch mit den Nutzenden, kontinuierliches Feedback und starke Partnerschaften – so konnten wir MechConnect auch ohne Fremdkapital aufbauen.

Wo sehen Sie MechConnect in drei bis fünf Jahren und welche Entwicklungen in der Automobilbranche finden Sie besonders spannend?

Zafeer Khan: In drei bis fünf Jahren sehen wir MechConnect als ein zentrales Ökosystem, das Fahrzeugbesitzer und Werkstätten auf einer Plattform intelligent miteinander verbindet. Während Fahrzeuge zunehmend vernetzt, softwaregetrieben und komplexer werden, bleibt der unabhängige Aftermarket vielfach analog – hier liegt also großes Potenzial für Innovation. Besonders zuversichtlich stimmt uns die wachsende Offenheit gegenüber technologischer Veränderung, die durch den breiten Einsatz von KI in den letzten Jahren spürbar zugenommen hat. Diese Dynamik wollen wir nutzen, um MechConnect zunächst deutschlandweit und anschließend international als Standard für Aftermarket-Services zu etablieren.

Was motiviert Sie persönlich, mit MechConnect etwas in der Automobilbranche zu verändern?

Zafeer Khan: Autos waren schon immer meine Leidenschaft. Als ich nach Deutschland kam – in das Land mit weltweit führender Automobiltechnik – hat es mich überrascht, wie wenig digital und nutzerzentriert der Reparaturprozess noch ist. Dabei ist genau dieser Prozess ein zentraler Bestandteil im Lebenszyklus jedes Fahrzeugs. Für mich bedeutet Mobilität vor allem Freiheit. Mit MechConnect möchte ich den Zugang zu dieser Freiheit erleichtern, Wissen demokratisieren und Werkstätten empowern. Genau das motiviert mich jeden Tag, unsere Vision weiter voranzutreiben.

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