Die Rückzugsplanungen mittelständischer Unternehmerinnen und Unternehmer in Deutschland nehmen Fahrt auf, wie das Nachfolge-Monitoring Mittelstand von KfW Research in 2024 zeigt.
Von Februar bis Dezember 2024 hätten rund 224.000 Inhaber und Inhaberinnen im Mittelstand ihren Rückzug geplant und das Ziel, ihr Unternehmen in die Hände eines Nachfolgers oder einer Nachfolgerin zu legen. Das seien sechs Prozent aller 3,81 Millionen kleinen und mittleren Unternehmen in Deutschland, so die Untersuchung von KfW Research. Der Bericht zeigt, dass so viele nachfolgesuchende Unternehmen wie noch nie bereits weit vorangeschritten sind im Nachfolgeprozess: 41 Prozent (92.000) von ihnen haben die Nachfolgeregelung bereits unter Dach und Fach. Weitere 31 Prozent (69.000) befinden sich immerhin schon in Verhandlungen. Neben den kurzfristigen Nachfolgewünschen gibt es kleinere Zuwächse auch bei den mittel- oder längerfristigen Nachfolgesuchen. Betrachtet man den Fünfjahreszeitraum von 2023 bis zum Ende des Jahres 2027, dann streben 626.000 der insgesamt 3,81 Millionen mittelständischen Unternehmen in Deutschland eine Nachfolge an. Im Durchschnitt stünden demnach bis inklusive 2027 rund 125.000 Unternehmensnachfolgen jährlich an, sofern alle Inhabenden diese Pläne tatsächlich auch aktiv verfolgen bzw. umsetzen.
Es gibt zahlreiche Hürden, an denen Nachfolgeprozesse stecken bleiben oder scheitern können.
Die Unternehmen nennen hier selbst am häufigsten das Finden des geeigneten Nachfolgers (74 %), Einigung auf den Kaufpreis (30 %), Bürokratieaufwand (30 %), rechtliche Komplexität (28 %) und Finanzierungsfragen (16 %).
Die aktuellen Zahlen des Nachfolge-Monitorings Mittelstand machen deutlich, dass mehr und mehr Unternehmerinnen und Unternehmer sich aktiv mit dem Thema Nachfolge auseinandersetzen. So stieg der Anteil von Unternehmerinnen und Unternehmer, die grundsätzlich eine Nachfolgeregelung anstreben, in den vergangenen sechs Jahren von 35 auf 41 Prozent. Für einen strukturellen Aspekt ist das eine vergleichsweise starke Veränderung in relativ kurzer Zeit. Die absehbare demografische Entwicklung legt nahe, dass Schwierigkeiten zunehmen werden, geeignete Nachfolgekandidaten zu finden: Die nachfolgenden Generationen sind aufgrund niedriger Geburtenziffern zahlenmäßig kleiner, das Gründungsinteresse allgemein und die Anzahl potenzieller Gründer seit vielen Jahren auf einem absteigenden Pfad.
„Die ‚Nachfolgelücke‘ im Mittelstand wächst“, sagt Dr. Fritzi Köhler-Geib, Chefvolkswirtin der KfW. „Wir sprechen jetzt schon von rund 125.000 Unternehmen, die nach dem Wunsch der aktuellen Inhabergeneration übergeben werden sollen – und das jedes Jahr. Der demografische Wandel lässt die Zahl älterer Inhaber und Inhaberinnen, die sich mit Nachfolgegedanken tragen, zunehmen. Bereits jetzt ist jeder Dritte von ihnen mindestens 60 Jahre alt, das sind weit mehr als eine Million. Gleichzeitig fehlen aber mögliche Nachfolger und Nachfolgerinnen, was die Hürden und Anforderungen für die Senior-Generation erhöht. Daher ist es erfreulich, dass der Planungsstand der derzeitigen Inhabenden zuletzt so gut war wie nie zuvor. Die Zahl der bereits geregelten Nachfolgen erreicht einen Höchststand“, so Köhler-Geib.
Aber auch das zeigt das Nachfolge-Monitoring: Nicht jeder Inhaber sucht einen Nachfolger.
Bis zum Ende des Jahres 2024 hatten rund drei Prozent bzw. 97.000 aller Inhabenden im Mittelstand bewusst Stilllegungspläne, entweder als einzig denkbaren Weg oder zumindest als ernsthaft erwogene Option. Dieser Wert hat sich zum Vorjahr etwa halbiert.
Der Blick auf mögliche Gründe zeigt, dass das Fehlen eines Interessenten innerhalb der Familie am häufigsten genannt wird. Laut Monitoring sind das etwa 63 Prozent bei den angeführten Gründen. Das seien 13 Prozent mehr als im Vorjahreszeitraum, so KfW Research.
Diese Entwicklung steht im Gegensatz zum weiterhin ausgeprägten Wunsch der aktuellen Inhabergeneration, die Nachfolge innerhalb der Familie zu regeln. Familieninterne Unternehmensnachfolgen sind nach wie vor die beliebteste Nachfolgevariante, 57 Prozent der Altinhaber wünschen sich, das Unternehmen in die Hände eines Familienangehörigen zu legen. Ein Verkauf des Unternehmens an Externe sei mit 43 Prozent weniger präferiert, ebenso wie die Nachfolge durch Beschäftigte des Unternehmens (28 %) oder einen Miteigentümer (21 %), so die Zahlen des Nachfolge-Monitoring.