BRAX

„Verantwortungsvolle Unternehmensführung zahlt sich langfristig aus“

Das Herforder Unternehmen Leineweber, bekannt für die Modemarke BRAX, befindet sich auf dem Weg einer nachhaltigen Transformation. Tanja Kliewe-Meyer, Head of Corporate Responsibility & Product Safety bei BRAX, über unternehmerische Verantwortung und die Herausforderungen einer nachhaltigen Unternehmensstruktur.  

Seit wann beschäftigen Sie sich bei BRAX mit dem Thema Corporate Social Responsibility?
Tanja Kliewe-Meyer: Bereits seit 2011 setzten wir uns ehrgeizige Ziele, um Ökonomie, Ökologie und Soziales in Einklang zu bringen. Vor zehn Jahren haben wir unseren ersten Nachhaltigkeitsbericht für das Geschäftsjahr 2013 veröffentlichtet. Als mittelständisches Familien­unternehmen ist die aktive Übernahme von unternehmerischer Verantwortung schon lange Teil unseres Selbstverständnisses und unserer Unternehmensidentität.

Wie sieht Ihre CSR-Strategie aus und was haben Sie bisher konkret umgesetzt? An welchen gesetzlichen Vorgaben orientieren Sie sich?
Tanja Kliewe-Meyer: Zu einem unserer übergeordneten Ziele zählt es, die Marke BRAX und damit das Unternehmen Leineweber als nachhaltig agierendes Unternehmen in der Wahrnehmung unserer Stakeholder zu etablieren. Um diesem Anspruch gerecht zu werden, sind eine nachhaltige Produktion und soziales Engagement in der Lieferkette integrale Bestandteile unserer Unternehmensphilosophie.

Die vielfältigen gesetzlichen Vorgaben, insbesondere durch das Deutsche Lieferketten­sorgfaltspflichtengesetz (LkSG), das EU-Lieferkettengesetz (Corporate Sustainability Due Diligence Directive — CSDDD), die EU-Vorgabe für das Nachhaltigkeitsreporting in Form der Corporate Sustainability Reporting Directive (CSRD) und auch die EU-Green Claims Directive haben dazu geführt, dass wir unsere Strategie derzeit überarbeiten und anpassen. Ein Ziel ist, die Abteilung Corporate Responsibility & Product Safety als systemrelevanter wesentlicher Bestandteil des Unternehmens in die gesamte Wertschöpfungskette zu integrieren.

Wo liegen die größten Hürden bei der Umsetzung einer nachhaltigen Transformation?
Tanja Kliewe-Meyer: Für die Umsetzung einer nachhaltigen Transformation braucht man einen langen Atem und viel Kraft. Die größte Hürde liegt insbesondere darin begründet, dass wir es mit einer Menge an Zielkonflikten zu tun haben, wenn wir soziale, ökologische und ökonomische Verantwortung in Einklang bringen möchten. Für die Zukunftsfähigkeit des Unternehmens ist diese Transformation jedoch unumgänglich.
An vielen Stellen ist inzwischen ein Mindset-Wandel intern und extern zu spüren. Der sogenannte Attitude-Behavior-Gap „Wir wollen zwar Nachhaltigkeit leben und manifestieren – aber unsere Arbeits- und/oder Lebensweise nicht umstellen”, nimmt zum Glück zunehmend ab.

Warum ist Ihnen nachhaltiges Wirtschaften wichtig: Was treibt Sie an? Sind es die rechtlichen Vorgaben, der „Druck” von Lieferanten oder Kunden? Oder überwiegt die Überzeugung, dass eine verantwortungsvolle Unternehmensführung sich langfristig auszahlt?
Tanja Kliewe-Meyer: Nachhaltiges Wirtschaften ist tief in den Wurzeln unseres Unternehmens verankert. Wir richten unser Handeln stets an mittel- und langfristigen Zielen aus und haben Nachhaltigkeit als Voraussetzung für einen dauerhaften Erfolg fest in unserem Fundament verankert. Daher ist dies ein großer Treiber unseres Handelns. Darüber hinaus freuen wir uns, dass das Thema von allen Seiten getrieben wird und somit das Angebot an nachhaltiger Kleidung gepaart mit einer nachhaltigen Unternehmensführung weiterwächst. Die gesetzlichen Anforderungen tragen dazu bei, dass sich die Transformation beschleunigt hat und erleichtert es uns als Corporate Responsibility & Product Saftey-Abteilung intern im Rahmen der Umsetzung die jeweiligen Prozesse schneller voranzutreiben. Wir sind davon überzeugt, dass sich diese verantwortungsvolle Unternehmensführung langfristig auszahlen wird.

Die Umsetzung einer nachhaltigen Unternehmensstruktur kostet Zeit und Geld und kann auch zu Diskussionen und Konflikten innerhalb des Unternehmens führen. Wie beziehen Sie Ihre Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter ein?
Tanja Kliewe-Meyer: Um unserem Anspruch an eine sozial- und umweltverträgliche Kleidung gerecht zu werden, ist eine nachhaltige Unternehmensstruktur ein elementarer Bestandteil unserer Strategie. Natürlich lassen sich Konflikte und Diskussionen innerhalb eines Unternehmens nicht ganz vermeiden. Wir bei BRAX leben eine vertrauensvolle Unternehmenskultur, in der die Menschen im Vordergrund stehen und unsere Kultur prägen und gestalten. Insbesondere durch Schulungen und Workshops, aber auch durch eine transparente Kommunikation über unser Intranet versuchen wir unsere Kolleginnen und Kollegen auf diesem Weg mitzunehmen.

Welche Auswirkungen hat die nachhaltige Ausrichtung auf die Produktentwicklung, die Produkte und den Einsatz von Rohstoffen? Ist damit auch eine Erhöhung der Produktionskosten und letztendlich des Endprodukts verbunden?
Tanja Kliewe-Meyer: Durch den Einsatz nachhaltigerer Materialien und innovativer Produktionsprozesse verfolgen wir das Ziel, unsere Kollektionen ressourcenschonender zu gestalten. Dabei legen wir sehr großen Wert darauf, dass die Standards und Zertifizierung der von uns eingesetzten Materialien von anerkannten Organisationen kommen und von externen Expertinnen und Experten regelmäßig geprüft werden. Die hierdurch entstehenden Mehrkosten sehen wir als Herausforderung, der wir uns stellen. Wir betrachten sie als eine Investition in die Zukunftsfähigkeit des Unternehmens. Wichtig ist dabei, stets die Balance zwischen den ökonomischen, ökologischen und sozialen Aspekten zu finden. Preiserhöhungen des Endprodukts wollen wir dabei auf jeden Fall vermeiden.

Wie kommunizieren Sie Ihre ökonomische, ökologische und soziale Verantwortung?
Seit 2013 erstellen wir im Zweijahres-Rhythmus einen Nachhaltigkeitsbericht nach dem Standard der Global Reporting Initiative (GRI), den wir auf unserer Homepage zum Download zur Verfügung stellen. Zusätzlich kommunizieren wir auch in unserem Online-Shop alle wichtigen Informationen zum Thema Nachhaltigkeit. Ergänzend finden regelmäßig Schulungen unserer Kolleginnen und Kollegen im Außendienst statt, die dem Verkaufspersonal auf den Flächen mit unterstützenden Informationen zur Verfügung stehen, wie auch eine kleine Broschüre, unser sogenannter Nachhaltigkeits-Flyer. Zudem zielt unsere Strategie auf eine Ausweitung unserer Kommunikation ab. Unabhängig davon ist es für uns essenziell, ehrlich und transparent zu kommunizieren – intern wie extern.

Welches Feedback erhalten Sie von Geschäftspartnern/Kunden?
Wir bemerken, dass sich sowohl unsere Geschäftspartner als auch unsere Kundinnen und Kunden zunehmend mit unserem Engagement im Bereich der Sozial- und Umweltstandards beschäftigen. Auch die Produktionsbedingungen oder die Produktionsländer, in denen unsere Produkte gefertigt werden, werden regelmäßig angefragt. Für unsere Fachhandelspartner spielt das Thema Nachhaltigkeit bei der Auswahl ihrer Lieferanten eine zunehmend wichtige Rolle. Hier verspüren wir einen positiven Druck, der uns dazu anspornt, die vielfältigen Aufgaben rund um das Thema Nachhaltigkeit und Produktsicherheit weiter voranzutreiben.

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