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Kolumne: Dominik Gross

Mehr Unternehmertum wagen

Warum Deutschland nicht mehr Innovation, sondern mehr Mut braucht.

Selten wurde die Zukunftsfähigkeit des Wirtschaftsstandorts Deutschland so intensiv diskutiert wie aktuell. Und wenn von Fortschritt und Wettbewerbsfähigkeit die Rede ist, fällt oft ein Wort: Innovation. Doch was bedeutet das eigentlich? In der öffentlichen Debatte wird Innovation häufig mit neuen Technologien oder disruptiven Ideen gleichgesetzt. Doch wahre Erneuerung braucht vor allem eins: Unternehmertum. Nicht mehr Innovationen sind gefragt, sondern mehr Mut, neue Wege zu gehen, alte Strukturen zu hinterfragen und Entrepreneurship in erster Linie als gestaltende Kraft zu begreifen.

Exzellente Produkte, aber zögerliche Erneuerung

Deutsche Unternehmen sind weltweit für ihre Präzision und Qualität bekannt. Sie bauen exzellente Produkte und entwickeln diese mit beeindruckender Detailtiefe weiter. Doch genau darin liegt gleichzeitig auch häufig eine Schwäche: Die Fähigkeit, sich von alten Produkten zu trennen und konsequent Neues zu entwickeln, ist weniger ausgeprägt. Das zeigt sich exemplarisch in der Automobilindustrie – erst wurde die Transformation vom Verbrenner zum Elektroantrieb lange hinausgezögert, weil bestehende Stärken beibehalten wurden und Hilfe in staatlicher Unterstützung und Regulierung gesucht wurde, aktuell verpasst die Autoindustrie die Entwicklung vom Auto zum „digitalen Device”. In China setzen nur noch Rentner auf VW. Diese Rückstände aufzuholen werden zunehmend teuer und der Investitionsbedarf steigt überproportional, je länger die Transformation dauert.

Resilienz ist entscheidend für die Zukunftsfähigkeit

Dabei werden die Herausforderungen für deutsche Unternehmen nicht weniger – hohe Energiepreise, Fachkräftemangel und der demografische Wandel sind nur einige der wirklich drängenden Themen. Wer langfristig erfolgreich sein möchte, muss seine Widerstandsfähigkeit gegenüber solchen Veränderungen erhöhen. Das bedeutet konkret: Jedes Unternehmen braucht ein möglichst automatisiertes Betriebssystem, um effizienter zu arbeiten und ein starkes, kollaboratives Ökosystem, das den Zugang zu neuen Märkten, Technologien und Partnern erleichtert. Unternehmen, die sich isolieren, werden es immer schwerer haben. Stillstand ist und bleibt eben das Ende.

Schnelle Zyklen erfordern unternehmerischen Mut

Denn wenn die Geschwindigkeit des Wandels zunimmt, Innovationszyklen kürzer und technologische Möglichkeiten größer werden, sollten sich Unternehmen lieber breiter aufstellen und strategisch diversifizieren. Ein zentraler Hebel dafür ist die Zusammenarbeit mit Startups: Wer in junge Unternehmen investiert, erhält nicht nur Zugang zu neuen Technologien, sondern kann auch von deren Agilität und neuen Geschäftsmodellen profitieren. Gerade hier bei uns in Westfalen gibt es eine große Chance, Mittelstand und Startups stärker miteinander zu vernetzen und so eine neue Dynamik für den Wirtschaftsstandort zu schaffen.
Was wir also wirklich schaffen müssen, ist, mehr Unternehmertum zu wagen! Natürlich braucht Deutschland mehr Innovationen – vor allem braucht es aber mehr unternehmerischen Mut. Unternehmen müssen bereit sein, alte Pfade zu verlassen, Risiken einzugehen und neue Geschäftsmodelle aktiv zu gestalten. Nur so bleibt der Wirtschaftsstandort langfristig wettbewerbsfähig. Ostwestfalen-Lippe kann dabei eine Vorreiterrolle einnehmen: Durch eine enge Verbindung von etablierten Unternehmen und jungen Startups entwickelt sich die Region zu einer Blaupause für ein zukunftsfähiges Unternehmertum. Es ist ein Marathon mit erforderlichen Zwischensprints. Für dieses Intervalltraining muss man bereit sein!

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