Spätestens seit der Einführung von ChatGPT hat das Thema Künstliche Intelligenz eine breite Aufmerksamkeit erfahren. Doch gerade für viele Industrieunternehmen gestaltet sich der Zugang zu passenden Lösungen nach wie vor schwierig. Genau hier setzt der KI-Marktplatz aus Paderborn an. Im Interview erzählt Co-Founder Rik Rasor, wie Unternehmen KI gezielt in der Produktentwicklung einsetzen können und was ihn dabei antreibt.
Was ist der KI-Marktplatz und wie ist er entstanden?
Rik Rasor: Der KI-Marktplatz ist aus einem Forschungsprojekt mit Partnern aus Wissenschaft und Industrie hervorgegangen. Ursprünglich lag der Fokus darauf, eine Plattform zu schaffen, die KI-Anbieter mit Industrieunternehmen zusammenbringt. Heute unterstützt das Startup Unternehmen entlang des gesamten Prozesses, von der Bedarfsermittlung über die Auswahl passender KI-Technologien bis hin zur Implementierung von individuellen KI-Anwendungen.
Welches Potenzial sehen Sie in KI für die Industrie und wie unterstützt der KI-Marktplatz Unternehmen dabei, dieses Potenzial zu nutzen?
Rik Rasor: Besonders in der industriellen Produktentwicklung bietet KI enormes Potenzial. Automatisierung betrifft nicht mehr nur die Fertigung, sondern zunehmend auch vorgelagerte Entwicklungsprozesse, in denen repetitive Aufgaben von hochqualifizierten Fachkräften erledigt werden. An diesem Punkt kommt der KI-Marktplatz ins Spiel: Wir unterstützen Unternehmen dabei, solche Prozesse gezielt mit KI zu verbessern. So kann der sogenannte Time-to-Market verkürzt werden, während gleichzeitig bessere und effizientere Konstruktionen entstehen, was zu geringeren Herstellkosten und erhöhter Wettbewerbsfähigkeit führt. Zudem kann KI dabei helfen, den Fachkräftemangel zu lindern, indem sie wertvolle Entwicklungsressourcen freisetzt und kreative Tätigkeiten fördert.
KI entwickelt sich rasant weiter. Wie gelingt es Ihnen, in diesem dynamischen Umfeld innovativ zu bleiben?
Rik Rasor: Da unser Gründungsteam aus der Forschung kommt, haben wir die Möglichkeit, neue Entwicklungen früh zu erkennen und das Potenzial für die Produktentwicklung einzuordnen. Dank der Offenheit der KI-Community und Cloud-Ressourcen können wir neue Frameworks, Modelle und Technologien schnell testen und in unser Angebot integrieren. Zudem setzen wir KI intensiv im eigenen Startup ein, was uns Effizienz verschafft und unser Verständnis für den praktischen Einsatz vertieft.
Sie sind aus Forschungseinrichtungen in OWL wie dem Heinz Nixdorf Institut und dem Fraunhofer IEM hervorgegangen, haben am zweiten Batch des garage33 Accelerator Programms teilgenommen und beim OWL Startup Pitch 2024 vor hochkarätigem Publikum gepitcht. Wie ging es danach für Sie weiter?
Rik Rasor: Branchenveranstaltungen wie der OWL Startup Pitch waren für uns ein wichtiger Meilenstein, um Sichtbarkeit zu gewinnen und wertvolle Kontakte zu knüpfen. Parallel dazu haben wir zügig ein tragfähiges Geschäftsmodell entwickelt und erste Kunden gewonnen, sowohl regional als auch international. Das ermöglichte es uns, unser Team auf insgesamt sechs Personen zu vergrößern. Wir arbeiten kontinuierlich daran, neue KI-Anwendungen innerhalb der Produktentwicklung zu identifizieren und umzusetzen – unter anderem in Bereichen wie dem Anforderungsmanagement und Systems Engineering. Dort implementieren wir gemeinsam mit unseren Kunden passgenaue KI-Lösungen und streben an, uns künftig auch über standardisierte KI-Anwendungen zu positionieren.
Sie werden inzwischen auch von verschiedenen Stakeholdern aus dem Paderborner Startup-Ökosystem unterstützt. Welche Bedeutung hat diese Förderung für Sie und welche nächsten Schritte planen Sie mit diesem Rückenwind?
Rik Rasor: Die Unterstützung aus dem Ökosystem ist für uns als junges Unternehmen extrem wertvoll, da der enge Austausch mit anderen Gründern, Investoren, Coaches und Unternehmern unser Marktverständnis weiter geschärft hat. Mit dieser Unterstützung wollen wir nun gezielt zentrale Herausforderungen bei der Umsetzung spezialisierter KI-Lösungen im Unternehmenskontext angehen – etwa die schnelle Bereitstellung, die nahtlose Integration in bestehende IT-Strukturen sowie die sichere Verarbeitung großer Mengen komplexer Entwicklungsdaten.
Was motiviert Sie persönlich, den KI-Marktplatz weiter voranzutreiben?
Rik Rasor: Mein persönlicher Antrieb ist auf jeden Fall das Team und die Themen, mit denen wir uns beschäftigen. Ich habe Maschinenbau studiert und war schon immer fasziniert von innovativen Maschinen und Technik. Die Möglichkeit, Unternehmen mit KI zu befähigen, ihre Produkte schneller und besser zu entwickeln, finde ich unglaublich spannend.