Sein eigenes Unternehmen in fremde Hände zu geben, fällt vielen Unternehmern schwer. Wie es gelingen kann, für den Übergeber und den Nachfolger eine erfolgreiche Lösung zu finden, zeigt Wolfpeter Hocke. Der ehemalige Inhaber der Agentur AD HOC, Gesellschaft für Public Relations GmbH, blickt mit Freude zurück.
Wolfpeter Hocke hat es erst einmal in die Ferne gezogen. Zusammen mit einigen Freunden ist er zu einer Oldtimer-Rallye nach China aufgebrochen, frei von allen Verpflichtungen und Aufgaben. Mit einem guten Gefühl, Zuhause alles erledigt zu haben. „Das war meine Art, Abstand zu gewinnen und meinem Nachfolger Raum und Zeit zu geben, sich in Ruhe einzurichten“, blickt der Journalist und PR-Profi, fünf Jahre später, zufrieden zurück.
„Ich würde es genauso wieder machen“, sagt der Gütersloher. Es sei richtig gewesen, die Nachfolgeregelung für seine Agentur frühzeitig und Schritt für Schritt zu planen und den 14 angestellten Beschäftigten und weiteren freien Mitarbeitern langfristig eine berufliche Perspektive zu schaffen.
Wolfpeter Hocke, der seine Agentur AD HOC, Gesellschaft für Public Relations GmbH, 1987 gründete, war vor seiner Selbstständigkeit Pressesprecher beim Bertelsmann-Konzern. Reinhard Mohn war ihm immer ein Vorbild, seine Art zu führen, faszinierte und prägte ihn. Was er seinen Managern vorgelebt habe, sei auch für ihn selbst bindend gewesen. „Vieles, was ich hier gelernt habe, habe ich heruntergebrochen auf meine Agentur“, so Hocke.
Für den PR-Spezialisten stand schon recht früh fest, dass er sich bei Erreichen des 60. Lebensjahres aus der operativen Ebene zurückziehen wolIte. Im Alter von 50 Jahren begann er sich mit dem Gedanken der Übergabe konkret zu beschäftigen. Über all dem stand sein Anspruch, dass in den Jahren erworbene Renommee seiner in Deutschland führenden PR-Agentur in den Bereichen Logistik, Transport, Verkehr sollte erhalten bleiben und in seinem Sinne eine Fortsetzung finden.
Schon bei der Gründung installierte Hocke einen Beirat aus Medienexperten, Steuerberater und Controller.
Mit ihnen kam er zweimal im Jahr zusammen, um Bilanz zu ziehen und das jeweilige Halbjahresergebnis zu diskutieren. „Der Beirat war für mich immer ein wichtiger Begleiter, mit dem ich Strategien diskutiert, Korrekturen vorgenommen, Wege justiert und auf deren Empfehlungen ich viel Wert gelegt habe. Das hat hervorragend funktioniert. Hier habe ich Feedback bekommen und auch die Bestätigung, dass ich mit der Agentur auf dem richtigen Weg war“, blickt Hocke zurück. Der Beirat war ihm auch ein wertvoller und professioneller Partner als er die Nachfolgeregelung auf den Weg bringen wollte. Neben dem Beirat hat der Unternehmer auch befreundete Unternehmen und einen engeren Kundenkreis in seine Nachfolgepläne einbezogen, mit ihnen diskutiert und ihr Feedback wertgeschätzt.
Der Journalist hatte zunächst seine eigenen Mitarbeiter im Blick, ihm war klar, dass hier Potenzial vorhanden war. Zwei in seinen Augen fähige Persönlichkeiten, die das Zeug gehabt hätten, seine Agentur weiterzuführen, hatten aus privaten Gründen abgelehnt.
Ein langjähriger und fähiger Mitarbeiter hatte seine Agentur vor einiger Zeit verlassen, um sich den Wunsch seiner eigenen beruflichen Selbstständigkeit zu erfüllen. „Ihm habe ich das Angebot gemacht, meine Nachfolge anzutreten. Nach einigen Gesprächen sind wir schnell übereingekommen. Bereits zwei Monate nach unserem ersten Gespräch ist unter Hinzuziehung eines Rechtsanwalts der Letter of Intent formuliert worden, der alle Basis-Daten sowie eine konkrete Strategie beinhaltete. Meinen Mitarbeitern habe ich dann den neuen, ihnen bereits bekannten Nachfolger und ehemaligen Kollegen, vorgestellt“, berichtet Wolfpeter Hocke.
Für die anschließenden Vertragsverhandlungen hatte Hocke den Beirat beauftragt.
Zwei Monate später war der Vertrag in trockenen Tüchern, den der Beirat mit dem neuen Inhaber ausgehandelt hat. „Ich habe dem Beirat meine Vorstellungen dargelegt und ihn beauftragt, die Verhandlungen zu führen. Aus heutiger Sicht war dieses Procedere absolut richtig, weil der Beirat, anders als ich, frei von Emotionen verhandeln konnte. Zudem lag es mir fern, Besitzstände zu diskutieren, die zu zusätzlichen finanziellen Aufwendungen geführt hätten, nur um irgendwelche Privilegien zu sichern. Das hätte die Zusammenarbeit mit meinem Nachfolger unnötig belastet. Das Aushandeln einer Pensionszugabe war für mich entscheidend und fand im Vertrag Berücksichtigung“, beschreibt Hocke, der sich für einen schrittweisen Ausstieg innerhalb von zwei Jahren entschieden hatte.
Der Vertrag sah vor, dass der neue Inhaber, Frank Rettig, zunächst 51 Prozent der Anteile übernimmt und damit die Entscheidungskompetenz bei ihm liegt. „Mir war wichtig, dass er das Heft in der Hand hält. Es macht keinen Sinn, dem Nachfolger ins Geschäft zu grätschen, das geht garantiert daneben und belastet die Teamarbeit“, betont der Medienexperte. Nach dem Vertragsabschluss zog sich Hocke wie vereinbart zurück, bezog ein kleines Büro in der Agentur und tauschte sich mit seinem Nachfolger regelmäßig aus. Der ehemalige Geschäftsinhaber bezog zunächst weiterhin ein reduziertes Geschäftsführergehalt und war am Erfolg beteiligt. Ende 2014 folgte dann der endgültige Abschied, Hocke gab alle Anteile und sein Beiratsmandat ab. „Ich kenne viele Vorstände und Geschäftsführer, die nach der aktiven Zeit in den Aufsichtsrat wechseln und ihrem Nachfolger erklären, was er zu tun hat. So eine Praxis führt meistens zu Konflikten“, sagt Hocke und zieht eine positive Bilanz des etwa vier Jahren dauernden Übergabeprozesses. Der langsame Rückzug sei für ihn wichtig gewesen, die Einrichtung einer Übergangszeit sehr sinnvoll.
Als Hocke sein kleines Büro dann endgültig räumte, hat er etwas mitgenommen: drei langjährige Kunden, die er auch heute noch sehr erfolgreich betreut. „Ich freue mich über die gewonnene Zeitsouveränität und die Möglichkeit, auch heute noch meine Erfahrung und mein Wissen einzubringen“, sagt der Teilzeit-Rentner.