Grüne Transformation: In kleinen Schritten zum Ziel

Am Thema Nachhaltigkeit führt kein Weg vorbei. Zu dieser Erkenntnis kommen immer mehr Unternehmen. Die grüne Transformation ist jedoch mit Mühe und Anstrengung verbunden. Ein Weg, der sich jedoch lohnt.

Norbert Rotter ist stolz. Ende letzten Jahres hat die NTT DATA Business Solutions AG ihren ersten Nachhaltigkeitsbericht veröffentlicht, obwohl sie dazu noch nicht verpflichtet ist. Für den Vorstandsvorsitzenden des weltweit agierenden SAP®-Beratungshauses ist es ein wichtiger Schritt:

„Damit unterstreichen wir unser Bekenntnis zu Nachhaltigkeit als zentralen Bestandteil unserer Unternehmensstrategie. Wir stehen sicherlich noch am Anfang unseres Weges, aber unser Bericht formuliert klar unser Ziel, einen positiven Einfluss auf unseren Planeten und die Gesellschaft zu nehmen.“

Maßgeblich für diesen Schritt ist auch die internationale NTT DATA NET-ZERO Vision 2040, zu der sich das Unternehmen als Teil der NTT DATA-Gruppe verpflichtet. Danach soll das NET-ZERO-Ziel für Scope-1- und Scope-2-Emissionen bis 2035 erreicht werden – mit einem Zwischenziel für die Rechenzentren im Jahr 2030. Bis 2040 soll das NET-ZERO-Ziel dann entlang der gesamten Wertschöpfungskette (Scope 3) erreicht werden. Ebenfalls ausschlaggebend für die langfristig ausgerichtete Nachhaltigkeitsstrategie der Bielefelder sind die 17 Sustainable Development Goals (SDG), die von den Vereinten Nationen verabschiedet wurden. Zwölf davon stehen in besonders engem Zusammenhang zu den Geschäftsaktivitäten des Unternehmens und werden im Bericht direkt berücksichtigt. Die Dokumentation gliedert sich in die drei Dimensionen Environment, Social und Governance, die jeweils mit konkreten Zahlen, Maßnahmen und Projektbeispielen aus dem Unternehmen unterlegt werden.

Besonders im Blick stehen die Rechenzentren in Deutschland, Dänemark, den USA, Polen und Malaysia. Der Fokus liegt klar auf einem energieeffizienten Betrieb und der Nutzung von selbst erzeugtem Solarstrom, erklärt Jürgen Pürzer, CFO von NTT DATA Business Solutions.

„In Deutschland machen unsere Rechenzentren rund 80 Prozent des Stromverbrauchs aus. Sie wurden bereits bei der Planung im Jahr 2011 unter Berücksichtigung von Nachhaltigkeitsaspekten entwickelt und werden seit 2021 ausschließlich mit Ökostrom betrieben.“

Neben dem verstärkten Einsatz erneuerbarer Energien arbeitet man parallel an einer Überarbeitung der Reise- und Mobilitätsrichtlinien, um Emissionen zu reduzieren. Mit ihrem Engagement befinden sich die Bielefelder in guter Gesellschaft. Immer mehr Unternehmen arbeiten daran, Daten über ihre Nachhaltigkeit und ihren Klimafußabdruck zu erheben, wie der aktuelle Sustainability Transformation Monitors 2024 der Bertelsmann Stiftung festgestellt hat. Über die Hälfte der Befragten erkennt darin die Chance, die eigene Organisation weiterzuentwickeln. Nachhaltigkeit spielt mittlerweile eine der wichtigsten Rollen im unternehmerischen Handeln und ist schon lange kein „Nice to have“ mehr.

Wie viele das aus echter Überzeugung oder aus reiner Notwendigkeit tun, steht allerdings auf einem anderen Blatt. Denn immer mehr Gesetze zwingen Unternehmen zu nachhaltigem Handeln. Und damit geraten auch kleinere und mittlere Betriebe zunehmend unter Zugzwang. Die Corporate Sustainability Reporting Directive (CSRD) verlangt künftig auch von ihnen, ihre Wertschöpfungskette und ihre Nachhaltigkeitsbemühungen transparent zu machen. 
Das erklärt auch, dass sich viele ehrgeizige Ziele für die Transformation gesetzt haben. Es geht also schon lange nicht mehr um die Frage des „Ob“, sondern des „Wie”. Und da zeigen laut Monitor etwa ein Drittel der Unternehmen, dass sie sich der Aufgabe, den regulatorischen Anforderungen zur Nachhaltigkeit nachzukommen, die der Gesetzgeber sukzessive 15.000 Unternehmen auferlegt, nicht gewachsen fühlen.
Sich dieser Aufgabe zu stellen, ist angesichts der Komplexität ein wahrer Kraftakt. Schließlich muss die nachhaltige Transformation in die strategische Ausrichtung und ins Geschäftsmodell integriert werden. Das gelingt nur durch Veränderungen auf allen Ebenen und davon sind Prozesse, Produkte und Dienstleistungen sowie die Unternehmenskultur betroffen. Ebenso aufwändig gestaltet sich, die Datenerhebung und Auswertung und die entsprechende Dokumentation.

Von den Mühen berichten nicht nur die in der Abteilung „Sustainability & Portfolio“ zuständigen Mitarbeiter im Hause NTT DATA, die zusätzlich durch externe Experten unterstützt wurden. Auch andere Unternehmen, die ihre Nachhaltigkeitsaktivitäten kommunizieren, unterstreichen ihre großen Kraftanstrengungen.
Die Herausforderungen bei der Erstellung des NTT DATA-Nachhaltigkeitsberichts, der in Anlehnung an die Vorgaben des Deutschen Nachhaltigkeitskodex (DNK) entstanden ist, waren vielfältig:

„Das gesamte Projekt war für uns völlig neu. Wir verfügten über keinerlei Vorerfahrungen und damit auch über keine etablierten Strukturen und Prozesse. Dies führte zu Verständnisproblemen hinsichtlich der Berichtskriterien und bei der anschließenden Erhebung der benötigten Daten“, so das NTT DATA-Team im Rückblick.

Erschwerend sei zudem gewesen, dass sich die rechtlichen Rahmenbedingungen, insbesondere im Hinblick auf die Umsetzung der CSRD, noch in einem frühen Entwicklungsstadium befanden. „Als wir unsere Arbeit nach den Vorgaben des DNK aufnahmen, war uns bewusst, dass wir diese langfristig an die neuen CSRD-Richtlinien anpassen müssen, die für uns ab dem Berichtszeitraum 2025 verbindlich sein werden.“ Auch die Einbindung von Stakeholdern habe sich als komplexe Aufgabe erwiesen, ebenso wie der Zugriff auf global verteilte und oft schwer zugängliche Daten.

Mehr Chancen als Risiken

Dennoch sehen Experten die künftig in Kraft tretenden regulatorischen Anforderungen trotz allen Anstrengungen als Chance. Insbesondere für den Mittelstand überwiegen die Vorteile, wie Jakob Kunzlmann, Wirtschaftsexperte der Bertelsmann Stiftung, betont: „Die neu erhobenen Nachhaltigkeitsinformationen können zum Beispiel zur Identifikation von Einsparpotenzialen, zur langfristigen Weiterentwicklung des eigenen Geschäftsmodells oder zur Identifikation von Innovationspotenzialen genutzt werden.“ Die Berichte ließen sich darüber hinaus strategisch als Kommunikationsinstrument einsetzen: Denn nicht nur Kunden oder Finanzpartner interessieren sich für die Nachhaltigkeit der Unternehmen. Auch Zulieferer und Beschäftigte zählen zunehmend zu den Interessenten solcher Informationen.

NTT DATA nimmt aus der Erstellung des ersten Nachhaltigkeitsberichts viele wertvolle Erfahrungen mit, wie das Team berichtet: „Wir haben gelernt, dass ein frühzeitiges Verständnis aller Beteiligten und Schnittstellen im Unternehmen erforderlich ist. Eine enge Zusammenarbeit zwischen Abteilungen wie Finanzen und Nachhaltigkeit kann dabei hilfreich sein, da diese häufig über Erfahrungen mit Reportingprozessen verfügen.“ Zudem ist so eine herausfordernde Aufgabe nur im Team zu meistern, ohne die Unterstützung verschiedener Abteilungen ist die Umsetzung nicht möglich. Und auch die Erfahrung hat das Team gemacht: Die Datenerhebung „stört“ den gewohnten Arbeitsablauf und verursacht in der Regel einen zusätzlichen Aufwand.

Der Rat der „Vorreiter“ an andere Unternehmen ist pragmatisch: In kleinen Schritten sich dem Ziel nähern, die beteiligten Abteilungen ausreichend unterstützen und sie erklärend durch die Prozesse führen. „Empfehlenswert ist zudem die frühzeitige Einbindung der IT, um die Datenlogik bestehender Systeme optimal zu nutzen, anstatt direkt nach neuen Tools zu suchen“, so das Team „Nachhaltigkeit“. Hilfreiche Lösungen sind oftmals noch nicht erhältlich. Weshalb das Beratungshaus selbst die Initiative ergriffen hat, die Angebotslücke zu schließen.

„Alles steht und fällt mit der zielgerichteten Erfassung und Auswertung der vorhandenen Daten entsprechend der geltenden Anforderungen. Sie sind schließlich das Herzstück der Nachhaltigkeitsberichterstattung: Je optimierter und digitaler sie erfolgt, desto einfacher und präziser lässt sich ein Bericht erstellen. Dafür ist eine Zentralisierung und Standardisierung der Daten meist unerlässlich – insbesondere für global agierende Unternehmen wie uns. Aber wir sind auch an dieser Stelle auf einem guten Weg.“

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