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IM PORTRAIT: Louisa Vauth

„Es ist für mich normal, als Frau Verantwortung zu übernehmen“

Lousia Vauth ist eine der jüngsten Chairwoman in der Industrie. Vor vier Jahren übernahm sie Führungsverantwortung bei der MIT – Moderne Industrietechnik GmbH & Co. KG in Vlotho für den Standort China. Die Entscheidung fällte sie verantwortungsvoll und entschlossen. Mut und Entscheidungsfreude sind ihre Stärken.

Wenn man Louisa Vauth auf ihre Tätigkeit in einem männerdominierten Industriezweig anspricht, winkt die junge Frau ab: „Ich habe es nie bewusst wahrgenommen, in einer Branche tätig zu sein, in der mehr Männer als Frauen arbeiten. Viel wichtiger ist es für mich, Teil eines Familienunternehmens zu sein.“ 

Louisa Vauth leitet zusammen mit ihrer chinesischen Kollegin das Tochterunternehmen MIT (Wuhan) Systems Valves Co. LTD (Foto: MIT)

Seit vier Jahren leitet sie als Chairwoman gemeinsam mit einer Chinesin das Tochterunternehmen MIT (Wuhan) Systems Valves Co. LTD und ist für die strategische Entwicklung des Standorts zuständig – aus der Ferne und das sehr erfolgreich.

Selbstverständlich sei die Übernahme von Verantwortung für sie anspruchsvoll gewesen. Aber als ihr Chef sie gefragt habe, ob sie sich vorstellen könnte, die Aufgabe zu übernehmen, habe sie einfach Ja gesagt. „Ich wusste tatsächlich nicht, was konkret auf mich zukommt. Aber ich bin ein Mensch, der offen für Neues und an verschiedenen Kulturen interessiert ist und der gerne reist. Das Angebot hat mich enorm gereizt“, erzählt Louisa Vauth ziemlich unaufgeregt und betont, dass es die beste Entscheidung gewesen sei, die sie hätte treffen können. Damals mit gerade einmal 26 Jahren.

Über Führungserfahrung verfügte sie 2021 nicht. Auch die Rahmenbedingungen waren nicht optimal: Sprachbarriere, Zeitverschiebung und Mentalitätsunterschiede – aber alles keine unlösbaren Herausforderungen für die mutige, junge Frau. Louisa Vauth punktete mit ihren Stärken wie Offenheit, Ehrlichkeit, Mut und der Fähigkeit, Fehler einzugestehen, Probleme offen anzusprechen und so viel wie möglich miteinander zu kommunizieren. Teamarbeit gilt für die Managerin als wichtige Basis für den gemeinsamen Erfolg. „Ich würde niemals etwas vorgeben und verlangen, dass alle so arbeiten, wie ich mir das vorstelle. Mit diesem Führungsstil bin ich bisher sehr gut gefahren“, so Vauth. Die beiden Führungsfrauen arbeiten trotz der räumlichen Distanz auf Augenhöhe zusammen. „Ich hatte damals ein tolles Team und meine Geschäftsführer-Kollegin hat mich sehr unterstützt. In den letzten Jahren habe ich eine enorme Lernkurve absolviert“, zeigt sich Vauth im Rückblick begeistert.


Das Schöne ist, dass bei uns weder das Geschlecht noch die Herkunft zählen, sondern allein die Leistungen.“


Auch die Jahre vor ihrem internationalen Engagement lesen sich wie eine beeindruckende Erfolgsgeschichte. Nach dem Beginn einer Ausbildung zur Industriekauffrau beim Spezialisten für industrielle Armaturentechnik im Jahr 2014 absolvierte Vauth 2016 ein Betriebswirtschaftslehre-Fernstudium neben ihrem Job. Weitere Schritte waren die Tätigkeit als operative Einkäuferin und der Wechsel in die Abteilung Finanzen und Personal. Ziel war es, später in die Fußstapfen von Finanzbuchhalterin und Personalleiterin Klaudia Günther zu treten.

Ihre rasante berufliche Karriere sieht die junge Frau pragmatisch: „Ich wurde nie ausgebremst und konnte in vielen Unternehmensbereichen Verantwortung übernehmen. Das Schöne ist, dass bei uns weder das Geschlecht noch die Herkunft zählen, sondern allein die Leistungen.“ Louisa Vauth spricht von der MIT-Familie, in der gegenseitiger Respekt und Wertschätzung untereinander herrschen. Gleichzeitig sei sie sehr von den beiden Inhabern Hans-Dieter Tenhaef und Klaudia Günther gefördert worden. Frauen würden, ganz gleich in welcher Position sie tätig sind, auch keine Sonderrolle einnehmen. Denn sie seien im Unternehmen überall sichtbar: in der Geschäftsleitung, im Management, in der Technik und auch in der Ausbildung.

„Vielleicht ist es auch die Vorbildwirkung von Frau Günther, die mich geprägt hat, sodass es für mich völlig normal ist, als Frau Verantwortung zu übernehmen. Ich kenne es eben nicht anders. Wir sollten auch aufhören, so zu tun, als brauche es eine besondere Anleitung für weibliche Führungskräfte. Es geht generell um Führungskompetenzen und um Mut, Entscheidungen zu treffen, Verantwortung zu übernehmen und Stress auszuhalten. Ebenso wichtig ist es, zuzuhören und sich selbst zu reflektieren. Ein Punkt, an dem ich gerade arbeite.“ 

Stolz blickt die junge Managerin auf die vergangenen Jahre, die sehr stark vom Wachstum geprägt waren. Das soll auch zukünftig so weitergehen. „Unser Ziel ist es, international weiter zu wachsen. Außerdem möchte ich den Nachwuchs in China fördern. Ich bin gespannt, was wir gemeinsam noch alles erreichen können.“

Und was empfiehlt sie anderen Frauen im Hinblick auf die Übernahme von Verantwortung in der Wirtschaft? „Sie sollten einfach mal machen, nicht versuchen, perfekt zu sein, und sich Vorbilder suchen. Und ganz wichtig: nicht immer warten, bis sie gefragt werden, sondern selbst Fragen stellen und aktiv werden.“

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