Die Gründungsaktivität in Ostwestfalen-Lippe zieht wieder an: Die Zahl aktiver Startups ist um sechs Prozent auf 340 gestiegen. Mit 16,4 Gründungen pro 100.000 Einwohner zeigt die Region ein stabiles Gründungsengagement im deutschlandweiten Vergleich. Das ist das Ergebnis des OWL Startup Monitor 2025, der jährlich seit 2019 von der Founders Foundation in Kooperation mit dem Startup-Verband veröffentlicht wird. Die Studie liefert detaillierte Einblicke in das Startup-Ökosystem Ostwestfalen-Lippe.
Die Nähe zu mittelständischen Kunden bestimmt das regionale Gründungsgeschehen. 55 Prozent der Gründerinnen und Gründer in OWL bringen Berufserfahrung aus dem Mittelstand mit – eine Grundlage für erfolgreiche Kooperationen und praxisnahe Produkte. 83 Prozent der Startups fokussieren sich auf spezialisierte Nischenmärkte, während es bundesweit nur 62 Prozent sind.
In OWL ist Unternehmertum kein Modethema, sondern tief in der Wirtschaftskultur verankert. Hier denken die Gründerinnen und Gründer aus der Praxis heraus, kennen ihre Kunden und schaffen Lösungen, die direkt im Mittelstand Wirkung entfalten.
In den aktuell konjunkturellen Unsicherheiten blickt nur noch jeder Zweite (52 %) optimistisch in die Zukunft – dennoch wächst die Zahl der Kooperationen mit etablierten Unternehmen deutlich: von 55 Prozent auf 68 Prozent seit 2023. Deutschlandweit ist der Wert im selben Zeitraum von 62 Prozent auf 56 Prozent gesunken.

„In OWL haben wir in der Vergangenheit eindrucksvoll gezeigt, dass wir Unternehmertum und wirtschaftliche Erneuerung können. Genau das müssen wir jetzt wieder unter Beweis stellen. Die Region hat hier einen klaren USP: das enge Zusammenspiel zwischen etabliertem Mittelstand und jungen Tech-Unternehmen. Die Nähe schafft Vertrauen und kurze Entscheidungswege – so können Startups mit großen Kunden schnell wachsen und Etablierte bleiben am Puls der Zeit“, sagt Verena Pausder, Vorstandsvorsitzende des Startup-Verbands. (Foto: Patrycia Lukas)
Vertrieb bleibt Herausforderung – und Standortvorteil
70 Prozent der Startups nennen den Vertrieb als größte Hürde, gleichzeitig bietet OWL genau hier Standortvorteile. Für OWL spricht dabei die Kundennähe: 38 Prozent der Gründerinnen und Gründer sehen sie als entscheidenden Standortvorteil (Deutschland: 15 %). Der enge Zugang zu Industrie und Mittelstand bleibt damit ein Alleinstellungsmerkmal.
„Ostwestfalen-Lippe zeigt, dass erfolgreiche Startup-Ökosysteme nicht zwingend in Metropolen entstehen müssen. Hier sehen wir ein starkes Beispiel, wie regionale Nähe, industrielle Kompetenz und stabile Netzwerke ein innovationsfreundliches Umfeld schaffen“, so Jannis Gilde, Projektleiter Research beim Startup-Verband
Finanzierung und Internationalität als Zukunftsaufgaben
Die Kapitalbasis in der Region bleibt solide, aber ausbaufähig: Nur 49 Prozent der Startups setzen auf externes Kapital (Deutschland: 63 %). Das steht für unternehmerische Unabhängigkeit, zeigt aber auch Potenzial: Das größte Entwicklungspotenzial zeigt sich bei strategischen Investoren, die sich 34 Prozent wünschen, aber bisher nur sieben Prozent an Bord haben.
Zugleich zeigt der Monitor, dass die Region bei der Internationalität noch am Anfang steht: Nur 24 Prozent der Mitarbeitenden in Startups kommen aus dem Ausland, und in lediglich 17 Prozent ist Englisch die Alltagssprache. Gründerinnen und Gründer schätzen die Lebensqualität (84 %) und Karrierechancen (71 %) der Region zwar hoch ein, sehen aber Nachholbedarf bei gesellschaftlicher Offenheit (42 %) und der Attraktivität für internationale Talente. „Wenn wir langfristig wettbewerbsfähig bleiben wollen, müssen wir nicht nur unsere Stärken – Kooperation, Kundennähe, Pragmatismus – weiter ausbauen, sondern auch internationaler denken. Wir brauchen mehr Diversität, mehr Offenheit, mehr Mut, OWL als global sichtbaren Startup-Standort zu positionieren“, sagt Dominik Gross, CEO der Founders Foundation.





