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NACHGEFRAGT

Künstliche Intelligenz in der Anwendung: Ganz vorne dabei sein

Obwohl drei Viertel der Unternehmen KI als wichtigste Zukunftstechnologie sehen, setzt sie bislang nur rund ein Fünftel tatsächlich ein. Bei Künstlicher Intelligenz müsse die Zeit des Abwartens vorbei sein und das Zögern bei der Anwendung von KI-Lösungen ein Ende haben, fordert der Digitalverband Bitkom. Doch es gibt sie – die positiven Beispiele in unserer Region: Wie und wo das Bielefelder Unternehmen Goldbeck und der kommunale Netzbetreiber Westfalen Weser Netz KI-Technologie bereits erfolgreich einsetzen.

Nachgefragt:

Dr. Florian Gauer, Head of Artificial Intelligence bei GOLDBECK

Herr Dr. Gauer, in welchen Unternehmensbereichen setzen Sie KI bereits ein?

GOLDBECK ist seit jeher von starkem Innovationsdrang und Pioniergeist geprägt. Wir schauen kontinuierlich, wie wir neue Technologien nutzen können und setzen uns mit KI seit rund fünf Jahren professionell auseinander. Die Gründung einer eigenen Abteilung für KI vor zwei Jahren zeigt, welche Relevanz das Thema bei uns im Unternehmen hat.  

Wir sehen entlang unserer gesamten Wertschöpfungskette vielfältige Einsatzmöglichkeiten für KI, zum Beispiel beim Verkaufen und Planen von Gebäuden, der Abwicklung von Bauvorhaben, in der Produktion bei der Vorfertigung von Stahl- und Betonbauteilen und beim Betreiben von Gebäuden. Auch in den Zentralfunktionen wie beispielsweise Einkauf oder Accounting warten viele Anwendungsfälle. 

Was versprechen Sie sich von dem Einsatz dieser Technologie?  

Wir sind überzeugt, dass sich KI als Schlüssel- und Querschnittstechnologie durchsetzen wird. Wir wollen unseren Pioniergeist und unsere Wirkkraft in die Branche hinein nutzen, um das Thema KI in der Baubranche zu forcieren. Wer KI effektiv zu nutzen weiß, wird gegenüber denen im Vorteil sein, die es nicht tun. 

Dabei betrachten wir bei GOLDBECK KI-Anwendungen immer als Werkzeug und Assistenzsystem für den Menschen, die ihm zum Beispiel im Wissensmanagement, bei der Automatisierung von Routineaufgaben oder im Umgang mit komplexen Zusammenhängen helfen. Das führt zu Erleichterungen im Arbeitsalltag und mehr Effizienz, weil Mitarbeitende dann befähigt sind, sich auf wertschöpfende Aufgaben zu fokussieren. 

Welche Erfahrungen haben Sie gemacht? Und wie haben die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter darauf reagiert?  

Wir befähigen unsere Mitarbeitenden, Fähigkeiten im Umgang mit KI zu entwickeln und Anwendungsfälle im Arbeitsalltag zu erkennen, bei denen wir mithilfe von KI-gestützten Lösungen noch besser werden können.  

Zuallererst ist hier unsere KI-Basisschulung zu nennen, ein GOLDBECK-spezifisches e-Learning für alle Mitarbeitenden, das mit großer Begeisterung angenommen wird. Darüber hinaus bieten wir regelmäßig KI-Communities für verschiedene Gruppen im Unternehmen an, in denen interessierte Mitarbeitende von- und miteinander lernen. Und kürzlich haben rund 40 GOLDBECKerinnen und GOLDBECKer verschiedenster Fachbereiche das erste GOLDBECK KI-Botschafterprogramm abgeschlossen: In 14 Wochen haben sie sich KI-Wissen angeeignet, mit dem sie fortan ihre Kolleginnen und Kollegen inspirieren, und in Praxisprojekten Lösungsansätze für echte KI-Anwendungsfälle bei GOLDBECK entwickelt.  

Die Teilnahme und das Feedback zu diesen Formaten zeigt uns: Die GOLDBECKerinnen und GOLDBECKer erkennen KI als Chancenthema und denken KI in ihrem Arbeitsalltag bereits aktiv mit. Die Nutzerzahlen unseres GOLDBECK-Chatbots haben wir beispielsweise im letzten Geschäftsjahr um 85 Prozent gesteigert. 


Nachgefragt:

Torsten Höhling, CIO,
Westfalen Weser Netz

„Bezüglich der praktischen Anwendung von KI bereiten wir gerade die Einführung von Microsoft CoPilot in ausgewählten Fachbereichen vor. Dadurch wird KI ganz praktisch in den Arbeitsalltag integriert“

(Foto: Westfalen Weser Netz)

Herr Höhling, in welchen Unternehmensbereichen setzen Sie KI bereits ein?

Bei Westfalen Weser beschäftigen wir uns derzeit sehr intensiv mit dem Einsatz von Künstlicher Intelligenz. Ein erstes Projekt haben wir bereits umgesetzt: Die Einführung eines KI-basierten Tools zur Prognose von Energiemengen. Die Ergebnisse sind bisher sehr vielversprechend. Aktuell erreichen wir damit eine vergleichbare Prognosegenauigkeit wie mit unserer bisherigen Lösung – und das deutlich effizienter. Unser Ziel ist es, diese Prognosequalität durch Optimierungen und Training der KI noch weiter zu steigern.

Parallel dazu arbeiten wir an den strategischen und organisatorischen Grundlagen für einen umfassenden Einsatz von KI im Unternehmen. Dabei stehen für uns wichtige Aspekte wie Datenschutz, Informationssicherheit sowie rechtliche und ethische Rahmenbedingungen im Fokus. Bezüglich der praktischen Anwendung von KI bereiten wir gerade die Einführung von Microsoft CoPilot in ausgewählten Fachbereichen vor. Dadurch wird KI ganz praktisch in den Arbeitsalltag integriert. Des Weiteren entwickeln wir einen Prozess, der uns dabei helfen soll, Ideen zu KI strukturiert zu sammeln, zu bewerten und umzusetzen.

Was versprechen Sie sich vom Einsatz dieser Technologie?

Wir sehen sehr großes Potenzial im Einsatz von KI – insbesondere zur Effizienzsteigerung und Kostenreduktion. Mithilfe von KI können wir unsere Mitarbeitenden gezielt von zeitaufwendigen Routineaufgaben entlasten und so Zeit für die Bearbeitung anderer Aufgaben schaffen, die nicht von einer KI erledigt werden können. Deshalb ist sie für uns auch ein wichtiges Instrument, um dem zunehmenden Fachkräftemangel zu begegnen.

Perspektivisch ist für uns die Möglichkeit, komplexe Zusammenhänge datenbasiert und in Echtzeit zu analysieren, besonders spannend. Das verbessert die Entscheidungsqualität und schafft einen echten Mehrwert im Unternehmen – sowohl auf operativer als auch strategischer Ebene.

Welche Erfahrungen haben Sie bisher gemacht? Und wie haben die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter reagiert?

Die bisherigen Erfahrungen sind durchweg positiv. Sowohl mit dem KI-Prognosetool als auch im Rahmen der weiteren KI-relevanten Projekte. Die eingebundenen Kolleginnen und Kollegen zeigen großes Engagement und Interesse an unseren konkreten Vorhaben. Auch in der Belegschaft insgesamt findet das Thema KI-Einsatz großen Anklang. Viele Mitarbeitende haben sich bereits gemeldet und nach konkreten Anwendungsmöglichkeiten gefragt – die Offenheit und Neugier im Unternehmen sind deutlich spürbar. Viele würden am liebsten sofort mit der Arbeit an und mit KI starten.

Planen Sie den Einsatz von KI in nächster Zeit weiter auszubauen?

Auf jeden Fall. Noch in diesem Jahr planen wir die Einführung von Microsoft CoPilot in ausgewählten Fachbereichen. Daraus erhoffen wir uns entscheidende Erkenntnisse für die unternehmensweite Einführung des Tools. Zudem wollen wir die ersten KI-Use-Cases im Rahmen unseres neuen Innovationsprozesses angehen. Damit schaffen wir die Basis für einen strategischen, nachhaltigen und verantwortungsvollen KI-Einsatz in unserem Unternehmen.

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