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Human Robotics: Etwas völlig Neues möglich machen

Roboter lassen sich längst nicht mehr nur programmieren. Dank Künstlicher Intelligenz können sie mittlerweile auch trainiert werden. Diese Entwicklung macht sich auch das Mindener Startup Human Robotics zunutze.

„Die Zeit ist reif für humanoide Roboter. Und sie werden in den nächsten Jahren die Welt gravierend verändern“, ist Shiar Hido überzeugt. Er muss es wissen. Der Gründer des Startups Human Robotics und seine zwei Co-Gründer sind voll im Thema und befinden sich mit ihrem Projekt in einer sehr intensiven Entwicklungsphase. „Wir machen zurzeit große Fortschritte und sind optimistisch, dass wir zum Ende des Jahres mit einem ersten Produkt auf den Markt gehen“, so Shiar Hido. Das junge Startup entwickelt eine Software-Plattform für Roboter, um sie zu trainieren und sie je nach Use Case mit Sensoren auszustatten, die ihnen die notwendigen Informationen liefern, um die Welt um sich herum zu verstehen und darauf zu reagieren.

Die Mindener haben jedoch weitaus ambitioniertere Ziele, als nur die Software für die „Roboterhülle“ zu liefern. „Wir entwickeln eine Komplettlösung, von der Hardware über die Software bis hin zum Wissenstransfer, um den Nutzer in die Lage zu versetzen, seinen Roboter selbst zu trainieren“, sagt Gründer Hido.  

Den Roboter sieht der junge Unternehmer an sich ziemlich pragmatisch. Maschinen zu entwickeln, die wie Menschen aussehen, sei schon lange möglich. Die Anfänge der ersten Roboter reichten bis in die siebziger Jahre zurück, in den letzten Jahren hätten zudem die Humanoiden bereits für Aufsehen gesorgt. „Heute befinden wir uns jedoch an einem Punkt, der etwas völlig Neues möglich macht. Dank des weiter voranschreitenden Fortschritts Künstlicher Intelligenz gibt es jetzt die Möglichkeit, mit Robotern visuell zu sehen und vor allem durch Nachahmung kognitiv zu lernen. Sie  sind in der Lage, alle Facetten menschlichen Verhaltens zu erfassen und zu replizieren. Das ist das Entscheidende“, zeigt sich Hido begeistert. „Wir stehen an der Schwelle einer völlig neuen Ära der Robotik“, so der Startup-Gründer. Diese positive Entwicklung sei auch der Grund für die Unternehmensgründung gewesen. Einziges Manko sei, dass die Infrastruktur sich gerade erst entwickele.

„Aber ich bin sicher, dass der Durchbruch kurz bevorsteht und in vielen Branchen zu Veränderungen führen wird“, so Hido.

Auf Plattformen, wie sie Human Robotics entwickelt, werden die Roboter trainiert. Das geschieht mithilfe von Simulation. Roboter werden angehalten, verschiedene Handlungen durchzuführen. „Der große Vorteil ist, dass dies nicht nur einmal erfolgt, sondern hunderttausendfach auf der Plattform erfolgen kann. Dabei wird die Handlung, wie zum Beispiel das Heben einer Flasche, jedes Mal ein wenig anders ausgeführt. Auch das Hinfallen und Aufheben des Gegenstands gehört zum Vorgang“, so Shiar Hido, der bereits langjährige Gründungserfahrung mitbringt. Vor sieben Jahren hat er Laser Scanning Experts gegründet – ein Unternehmen, das digitale Zwillinge für die Baubranche entwickelt. Gebäude werden gescannt und anschließend die Daten als fertige Punktwolke zur Verfügung gestellt. Eine Lösung, die bei der Sanierung eines Gebäudes hilfreich ist. „Wir möchten dieses Know-how auch für unser neues Geschäftsmodell verwenden und für das Trainieren unserer Roboter nutzen“, so Hido.

Denn die Einsatzmöglichkeiten humanoider Roboter seien vielfältig. Neben der Bauindustrie könne auch die Sicherheitsbranche von dieser Technologie profitieren. „Hier lassen sich zum Beispiel die Quadrupeds, die sogenannten Hunderoboter einsetzen, die Patrouille laufen, wie es heute die Sicherheitsleute tun. Erkennt er einen Menschen, so könnte er die Information direkt an die Schaltzentrale senden.“

Der Startup-Gründer denkt bereits weiter. Seine Lösungen sollen auch in Unternehmen mit mehreren Standorten einsetzbar und dank Rollrobotern aus der Ferne steuerbar sein. „Das erfolgt nicht durch Knopfdruck, sondern per Teleoperation, der präzisesten Art des Trainings. Das heißt, wenn ich als Mensch eine Handlung ausführe, wird diese gleichzeitig vom Roboter adaptiert – ganz gleich, wo er sich befindet. Diese Möglichkeiten sollen schon ziemlich bald Realität werden.“ Hido weiß aber auch, dass nicht alle Vorhaben auf einmal komplett autonom geschehen können. Er geht davon aus, dass das in naher Zukunft möglich sein wird. So lange müsse man in einzelnen Schritten arbeiten, sodass ein Teil bereits automatisiert ablaufen könne, ein anderer hingegen erst noch trainiert werden müsse. 

Das kleine Team, das neben den drei Gründern einen Entwickler und zwei Vertriebler hat, arbeitet aufgabenorientiert. „Der Kunde nennt uns seine spezifische Herausforderung. Wir können schnell erkennen, ob das umsetzbar ist oder nicht. Wenn es möglich ist, dann gehen wir den Weg gemeinsam.“

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