Nachhaltiger Gewinn: Ladesäulen plus PV-Anlage

So gelingt der elektrifizierte Fuhrpark

Sie sind leise, sparsam und umweltfreundlich. Die Vorteile von Elektro-Fuhrparks sind vielfältiger als man denkt. Daher liegen Elektroautos als Dienstwagen voll im Trend. Wenn der benötigte Strom zudem aus der eigenen Photovoltaikanlage gewonnen wird, fährt der Elektro-Fuhrpark vollkommen emissionsfrei. Besonders gut für Mensch, Natur und Unternehmensimage. Doch was müssen Unternehmen bei den Lademöglichkeiten beachten? Andreas Stoller, Prokurist der Westfalen Weser Ladeservice, hat in seiner Funktion schon so manchen Fuhrpark elektrisiert sowie kommunale Ladeinfrastrukturen in der Region aufgebaut. Er gibt wertvolle Tipps für das richtige Vorgehen.

Andreas Stoller, Prokurist der Westfalen Weser Ladeservice, ist Experte für die Einrichtung von Elektro-Fuhrparks. (Alle Fotos: Westfalen Weser) 

Herr Stoller, wie viele Ladepunkte haben Sie und Ihr Team schon installiert und gab es dabei ein herausragendes Projekt?

Andreas Stoller: Seit 2018 haben wir bereits über 2.000 Ladepunkte installiert. Diese verteilen sich auf Flottenanwendungen an Unternehmensstandorten sowie Ladesäulen in öffentlichen und halböffentlichen Bereichen. Ein herausragendes Projekt befindet sich derzeit in der finalen Inbetriebsetzung. Hier haben wir knapp 100 Ladepunkte für die halböffentliche Nutzung errichtet und die Gebäude zudem mit Photovoltaikanlagen ausgestattet. Um den größten Teil der vor Ort erzeugten Strommenge auch vor Ort verbrauchen zu können, haben wir Batteriespeicher eingesetzt. Über eine intelligente Steuerung können wir die Ladeinfrastruktur, die Batteriespeicher und die Erzeugungsanlagen bedarfsgerecht und effizient betreiben.


Wenn ich mir als Unternehmer oder Fuhrparkleiter überlege, die Firmenwagen auf Elektroantrieb umzustellen, was muss ich bei der Errichtung der passenden Ladeinfrastruktur beachten?
Andreas Stoller: Zunächst sollte ich mir ein Bild über die Fahrzeugnutzung machen. Das bedeutet, welche täglichen Kilometerleistungen werden zurückgelegt und welche Ladeleistungen sind damit erforderlich, um die Fahrzeuge wieder aufzuladen. Daraus kann abgeleitet werden, wie viele Ladepunkte mit welcher Ladeleistung benötigt werden. Um die Ladeleistung zur Verfügung stellen zu können, muss die verfügbare Anschlussleistung ermittelt werden. Auch der Einsatz eines Lastmanagements ist in diesem Zusammenhang zu bewerten. Oftmals können die Fahrzeuge in Nebenzeiten geladen werden. Zeitfenster, in denen andere Verbraucher reduziert oder gar nicht in Betrieb sind. Bereits in der Planungsphase sollte das Gesamtkonzept die künftige, bedarfsgerechte Erweiterung berücksichtigen.


Wie sieht es aus, wenn ich schon ein paar Ladesäulen habe und meine Ladeinfrastruktur erweitern möchte?

Andreas Stoller: Das hängt maßgeblich von den bereits installierten Ladepunkten und der zur Verfügung stehenden Infrastruktur ab. Im besten Fall wurden von Beginn an Systeme verwendet, die bedarfsgerecht erweitert und mittels Lastmanagement an die zur Verfügung stehende Leistung angepasst werden können. Die Infrastruktur, bestehend aus Strom- und Netzwerkverteilung, sollte ebenfalls für die Erweiterung vorbereitet sein. Andernfalls müssten vor Ort gegebenenfalls individuelle Anpassungen vorgenommen werden.


Stimmen Sie zu, dass Elektromobilität nur mit einer gut ausgebauten Infrastruktur funktioniert?

Andreas Stoller: Ja, das zeigen die Erfahrungen. Nur eine auf die Anforderungen abgestimmte Infrastruktur führt zu einem positiven Ladeerlebnis und das ist entscheidend für die Akzeptanz der Nutzer. Als Unternehmen gibt mir eine gut ausgebaute Ladeinfrastruktur zudem die Chance, die zeitgemäße Mobilität von Kunden, Partnern und Mitarbeitenden zu fördern und dadurch auch Wettbewerbsvorteile zu gewinnen.


Macht es Sinn, eine PV-Anlage in die Rechnung zur E-Flotte einzubeziehen und gleich mit zu planen?

Andreas Stoller: Wenn entsprechende Flächen vorhanden sind oder in Zukunft erschlossen werden können, ist es ratsam eine Einbindung einer PV-Anlage zu berücksichtigen. Dies kann zusätzliche Kosten einer späteren Einbindung deutlich reduzieren. Eine Kombination aus Ladeinfrastruktur, PV-Anlage und ggfs. Batteriespeicher kann dazu beitragen, dass der vor Ort erzeugte Strom auch direkt vor Ort wieder Verwendung findet. Dies zahlt positiv auf die Wirtschaftlichkeit der PV- Anlage und der E-Mobilität ein, und reduziert den erforderlichen Netzausbau. Eine intelligente Ladeinfrastruktur plus eigene PV-Anlage plus Speicher – das macht das Thema unternehmensseitige Elektromobilität komplett rund.


Herr Stoller, welche fünf Tipps geben Sie einem Unternehmen für eine effiziente Firmen-Ladeinfrastruktur?

Andreas Stoller: Da geht es erstens um dieAuswertung der Fahrzeugnutzung des Fuhrparks: tägliche Fahrkilometer, Ladung am Betriebsstandort oder in der Fläche sowie Ladedauer. Zweitens gilt es, die vorhandene Netzinfrastruktur am Objekt bzw. des öffentlichen Netzes zu überprüfen. Dritter Schritt ist die Auswahl eines erfahrenen Partners mit einem ganzheitlichen Leistungsspektrum, sofern Unterstützung erforderlich ist. Und viertens sind die Fördermöglichkeiten zu prüfen. Da gibt es ja die ein oder andere Möglichkeit. Fünftens sollten für künftige Erweiterungen oder die Einbindung in weitere Systeme offene Schnittstellen verfügbar sein. Die Anbindung an Lastmanagementsysteme ist da ein wesentlicher Punkt.

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