OWL Innovationspreis 2023/24

Geballte Innovationskraft aus OWL

Die Gewinner des OWL-Innovationspreises 2023/2024 der OstWestfalenLippe GmbH stehen fest. Aufgrund der hohen Qualität der Bewerbungen hat die Wettbewerbsjury gleich fünf Unternehmen ausgezeichnet.

In der Kategorie „Marktvisionen“ konnten die ARI Armaturen Albert Richter GmbH & Co aus Schloss Holte-Stukenbrock und die die Kraft Gruppe aus Rietberg die Jury überzeugen. ARI Armaturen wird für eine hocheffiziente, energiesparende Absperrklappe für Anlagen ausgezeichnet. Die Kraft Gruppe hat einen vollautomatisierten, individualisierten und nachhaltigen Verpackungsprozess für Küchen- und Möbelhersteller entwickelt. Die SMARTtray GmbH aus Salzkotten erhält den Preis in der Kategorie ,,Zukunft gestalten“ für ein innovatives Verfahren zur Entwicklung neuer Pflanzensorten, das einen wichtigen Beitrag zur Ernährungssicherheit im Klimawandel leistenwird. Der Start-up-Preis für eine erfolgversprechende Unternehmensgründung geht an die DEVITY GmbH. Das Paderborner Start-up sorgt für eine sichere Integration von IT-Geräten in Unternehmensnetzwerke. Der Start-up-Preis ist dotiert mit einem Preisgeld in Höhe von 5.000 € und einem Beratungspaket. Einen Sonderpreis erhält die Paderborner STEETS GmbH, die ein Abstellmodul für Gehhilfen entwickelt hat. Hauptförderer des Wettbewerbs, den die OstWestfalenLippe GmbH zum 15. Mal ausgeschrieben hat, ist Westfalen Weser Energie.
97 Unternehmen haben sich mit 103 innovativen Produkten, Dienstleistungen und Prozessen für den renommierten Wirtschaftspreis beworben – so viele wie seit 2011 nicht mehr.

„Die große Resonanz macht die enorme Innovationskraft unserer heimischen Unternehmen sichtbar. Und sie zeigt die hohe Akzeptanz des Wettbewerbs in der Wirtschaft. Aus den Bewerbungen wird deutlich, wie sich Unternehmen aus OWL mit ihren Innovationen erfolgreich auf den Märkten behaupten und Lösungen für die gesellschaftlichen Herausforderungen der Zukunft entwickeln. Die große Zahl von 45 Start-ups unterstreicht zudem die hohe Gründungsdynamik in OWL“, sagt Björn Böker, Geschäftsführer der OstWestfalenLippe GmbH.

Die Wettbewerbsbeiträge decken die gesamte Branchenvielfalt der Region ab. Das Spektrum reicht von smarten Fertigungsverfahren und neuen Materialien über Ansätze für Ressourceneffizienz und zirkuläre Wertschöpfung, KI-Anwendungen und digitale Geschäftsmodelle bis zu IT- und Logistik-Lösungen. Darüber hinaus geht es um intelligente Gebäude und Energieversorgung, innovative Ideen im Handwerk sowie neue Konzepte für Gesundheit, Ernährung und Fachkräftesicherung.
Petra Pigerl-Radtke, Hauptgeschäftsführerin der IHK Ostwestfalen und Vorsitzende der Jury, erläutert die Entscheidung: „Die Gewinner demonstrieren, wie durch das Zusammenspiel von Ingenieurskunst, Anwenderwissen und Kreativität Innovationssprünge entstehen. Sie haben Beharrlichkeit in der Entwicklung gezeigt und sind in Kooperation mit anderen Unternehmen und Forschungseinrichtungen mutig neue Wege gegangen. So haben sie einzigartige Lösungen für energieeffiziente Anlagen, individuelle Automatisierung, IT-Sicherheit, Lebensmittelversorgung und Gesundheit entwickelt.“ Die Gewinner stehen laut Ansicht der Jury für Hightech-Produkte, mit denen sich auch kleine Unternehmen
zu Technologieführern entwickeln. „Die Qualität der Bewerbungen war sehr hoch und hat der Jury die Entscheidung sehr schwer gemacht. Das zeigt, wie gut unsere Unternehmen aufgestellt sind,“ so Pigerl-Radtke weiter.

Absperrklappen für mehr Energieeffizienz in Anlagen – vom Golfball inspiriert

Absperrklappen sind Industriearmaturen, die dazu dienen, die Strömungsverläufe von flüssigen und gasförmigen Medien wie beispielsweise Wasser, Dampf und Öl zu regulieren. Anwendungsfelder sind beispielsweise Wärmeversorgung, Belüftung und Kühlung, aber auch Industrieanlagen in allen Branchen. Der notwendige Einsatz von herkömmlichen Absperrklappen in den Rohrleitungen führt jedoch zu Druckverlusten und Verwirbelungen, speziell unmittelbar hinter den Absperrklappen, was physikalisch nicht zu vermeiden ist.
Mit der ZEDOX HEXO® High Performance Absperrklappe liefert ARI-Armaturen einen völlig neuartigen Ansatz in der Armaturenbranche. Kern ist eine innovative Wabenscheibentechnologie, bei der die besondere Oberflächenstruktur der Klappenscheibe eine optimale Strömung der Medien ermöglicht. Dabei wurden die Entwickler des Unternehmens von der Oberflächenstruktur eines Golfballs inspiriert.
Durch die neue Technologie können die Durchflusswerte der Absperrklappen um bis zu 35 Prozent optimiert werden. Verwirbelungen der Medien und Vibrationen in den Leitungen werden erheblich eingeschränkt. So können Anwender Energie in erheblichem Umfang einsparen, Anlagen kompakter bauen und die Prozesssicherheit verbessern. Je nach Bauweise der Anlage kann der für die Absperrklappe erforderliche Bauraum somit um bis zu 25% reduziert werden.
Wolfgang Marquardt, Prokurist der OstWestfalenLippe GmbH, erläutert das Urteil der Jury:

„ARI-Armaturen ist in einer konservativen Branche in langer Entwicklungsarbeit ein großer Innovationssprung gelungen. Der Anwendungsbereich für das Produkt ist riesig – genauso wie der Nutzen: Mit der neuen Absperrklappe können Unternehmen die Energieeffizienz und Produktivität ihrer Anlagen erheblich steigern. Die Jury ist überzeugt, dass das Unternehmen mit der Technologie neue Märkte erschließen und die Produktion am Standort OWL und Deutschland sichern wird. Insbesondere vor dem Hintergrund der hohen Energiepreise und der geopolitischen Entwicklungen sieht die Jury die Innovation als wichtigen Beitrag zur Energie- und Wärmewende.“

Individuelle Produkte vollautomatisiert verpacken – effizient und nachhaltig

Das sichere Verpacken von Werkstücken ist ein wichtiger Arbeitsschritt für Möbel- und Küchenhersteller, um einen unbeschadeten Transport der Waren zum Kunden zu ermöglichen. Da viele Werkstücke wie beispielsweise für Küchen individuell zugeschnitten werden, ist der Verpackungsprozess bisher zeit- und arbeitsaufwändig. Darüber hinaus werden häufig Materialen aus Kunststoff wie beispielsweise Styropor und Folien verwendet.

Der Kraft Gruppe ist es durch Innovationen und den Einsatz von Patenten gelungen, den Verpackungsprozess von individuellen Werkstücken vollständig zu automatisieren. Dieser im Fachjargon als Losgröße 1 bezeichnete Produktionsmaßstab ermöglicht den Küchen- und Möbelherstellern einen reibungslosen Verpackungsprozess nahezu aller Einzelstücke. Durch den Einsatz von Roboterarmen im Zusammenspiel mit Software-Algorithmen wird der Aufwand für die Verpackung der Waren erheblich reduziert. So können bis zu 30.000 Werkstücke pro Woche verpackt werden, wobei der Personalaufwand erheblich reduziert wird. Ein weiterer Pluspunkt der Innovation liegt darin, dass vollständig auf Verpackungsmaterialen aus Kunststoff verzichtet wird. Vielmehr wird Wellpappe aus nachhaltigen Rohstoffen verwendet. Der CO2-Fußbdruck des Verbrauchsmaterials ist dabei bis zu 48 Prozent geringer als bei Verpackungen mit Folie und Styropor. Darüber hinaus wurde der Energieverbrauch der neuen Verpackungslinien gegenüber Verpackungslinien mit Folien-Schrumpftunnel erheblich reduziert.

„Die Jury und die Experten bewerten die Automatisierung des komplexen Prozesses für die Losgröße 1 als hoch innovativ. Dabei werden nicht nur Aufwand und Kosten erheblich reduziert, sondern auch der Ausstoß von Treibhausgasen verringert. Die Jury ist überzeugt, dass das Unternehmen die Technologie auf weitere Anwendungen übertragen und seine Marktposition erheblich verbessern wird. Die Lösung demonstriert die Innovationskraft des Sondermaschinenbaus in OWL. Vor dem Hintergrund des zunehmenden Fachkräftemangels und der gesetzlichen Anforderungen an Nachhaltigkeit leistet die Kraft Gruppe zudem einen Beitrag, die Wettbewerbsfähigkeit der Küchen- und Möbelindustrie in OWL und Deutschland zu verbessern“, erläutert Petra Pigerl-Radtke.

Neue Pflanzensorten für die Lebensmittelversorgung

Mit dem fortschreitenden Klimawandel steht die Pflanzenzüchtung vor großen Herausforderungen. Neue Pflanzensorten müssen entwickelt werden, die unter veränderten Umweltbedingungen gedeihen und beispielsweise tolerant gegen Trockenheit und Schädlingsbefall sind. Die Grundlage für diese Entwicklung sind die DNA-Daten der Pflanzen. Je mehr Pflanzen auf Basis der DNA analysiert werden können, desto besser können Pflanzenmerkmale identifiziert werden, die den zukünftigen Anforderungen gewachsen sind. Das bisherige Analyseverfahren verbraucht enorme Anzuchtflächen in Gewächshäusern und hat einen hohen Energiebedarf. Zudem erfolgt der Beprobungs- und Extraktionsprozess manuell und ist sehr zeitaufwändig. Ein Zuchtdurchlauf für Winterraps benötigt derzeit ca. 125 Tage, die Züchtung einer neuen Sorte 12-15 Jahre.
Das Unternehmen SMARTtray hat einen völlig neuen Ansatz für die Pflanzenzüchtung entwickelt: Indem das Gewebe direkt aus der Wurzel der Pflanzen entnommen wird, können qualitativ hochwertigere DNA-Proben gewonnen werden. Darüber hinaus können dank einer handgroßen Analysevorrichtung 96 verschiedene Pflanzen parallel beprobt und anschließend analysiert werden. Durch die Automatisierung und Modularität kann die Zeit für die Analyse der Proben um 90 Prozent, der Arbeitsaufwand um 80 Prozent reduziert werden. Die benötigte Anbaufläche für die Zuchtpflanzen verringert sich um 90 Prozent, da die Pflanzen in vertikalen Regalen kultiviert werden. So kann auch der Verbrauch an kritischen Ressourcen, wie Energie und Wasser signifikant reduziert werden.
SMARTtray bietet die Analyse sowohl als Dienstleistung als auch als komplettes System an, in dem Unternehmen der Pflanzenzuchtindustrie eigenständig die Kultivierung, Beprobungen und DNA-Extraktion durchführen können. Die Innovation findet schon jetzt ein großes Interesse in der Branche – national und auch international, wie beispielsweise von Unternehmen wie Deutsche Saatveredelung, KWS, Bayer, BASF oder Limagrain.

„Mit 30 Jahren Berufserfahrung und einem großen Netzwerk ist es dem Gründer in hartnäckiger Entwicklungsarbeit gelungen, eine bedarfsgerechte und hoch effiziente Lösung für die Entwicklung neuer Pflanzensorten auf den Weg zu bringen. Die Jury ist überzeugt, dass SMARTtray die Pflanzenzucht revolutionieren und das Verfahren weltweit Anwendung finden wird. Und damit einen wichtigen Beitrag leistet, die Ernährung einer wachsenden Weltbevölkerung im Klimawandel zu sichern. SMARTtray ist ein Gamechanger in der Pflanzenzucht – und ein Paradebeispiel, wie der heimische Mittelstand Lösungen für die gesellschaftlichen Herausforderungen der Zukunft entwickelt,“ erläutert Wolfgang Marquardt.

Sicher vernetzt im Internet der Dinge

Durch die fortschreitende Digitalisierung gibt es immer mehr technische Geräte, die im Internet der Dinge (IoT) miteinander vernetzt werden. So werden beispielsweise Windkraftanlagen, Ladesäulen und industrielle Komponenten wie Sensoren, Roboter und Maschinen verbunden, um Fernwartung und Datenauswertung zu ermöglichen. Experten erwarten, dass es bis zum Jahr 2030 weltweit ca. 29 Milliarden verbundene IoT-Geräte gibt. In Unternehmen erfolgt die Einbindung in einen Systemverbund bisher überwiegend manuell und für jedes Gerät einzeln. Das dauert nicht nur 20 Minuten pro Gerät, sondern stellt auch ein hohes Risiko für Cyberangriffe da. Dadurch sind derzeit 92% aller Geräte in der Industrie unsicher konfiguriert.
Die Softwarelösung KEYNOA von DEVITY ermöglicht eine automatische und sichere Inbetriebnahme von ganzen Geräteflotten. Die zentrale IT-Administration eines Unternehmens kann mithilfe der Software die Inbetriebnahme vollständig vorbereiten und die Einsatzzwecke der Geräte definieren, beispielsweise mit welchen Datenplattformen das Gerät Informationen austauschen darf. Dabei ist es egal, ob 20 oder 1.000 Geräte installiert werden. Der Aufwand ist gleich. KEYNOA nutzt eindeutige Geräteidentitäten, um jedem Gerät bei der physischen Installation automatisiert passende Konfigurationen, Software und Berechtigungen zu erteilen. Gerätehersteller und Unternehmen profitieren gleichermaßen von einer maßgeschneiderten Lösung, mit der sie ihre Effizienz und IT-Sicherheit erheblich steigern können. So können sie beispielsweise die Kosten für die Inbetriebnahme und Wartung der Geräte um 90 Prozent reduzieren. Darüber hinaus bietet die Software eine hohe Sicherheit vor unberechtigtem Zugriff sowie eine große Flexibilität und Anpassungsfähigkeit.

„Dem Gründerteam ist es nach Ansicht der Jury gelungen, Ergebnisse aus der Forschung erfolgreich in die praktische Anwendung zu übertragen und eine zentrale Herausforderung für den deutschen Mittelstand zu lösen: IT-Sicherheit im Internet der Dinge. Die Jury sieht ein enormes Marktpotenzial.
Denn die hoch innovative Lösung kann sowohl von Geräteherstellern als auch Anwenderunternehmen branchenunabhängig eingesetzt werden. DEVITY ist steht für die IT-Kompetenz des Standorts OstWestfalenLippe und demonstriert, wie aus den Hochschulen innovative Start-ups entstehen,“unterstreicht Jurymitglied Jürgen Noch, Geschäftsführer des Hauptsponsors Westfalen Weser Energie.

Einfach und doch genial – die Stehhilfe für die Gehhilfe

Ob temporär oder chronisch: Viele Menschen sind auf eine Gehhilfe angewiesen, um ihre Mobilität aufrechtzuerhalten. Dabei kann dieses Hilfsmittel auch zum Problem werden. Da sie nicht eigenständig stehen kann, muss die Gehhilfe angelehnt oder hingelegt werden, wenn man sie nicht benötigt oder eine Hand für eine andere Tätigkeit verwendet. Dabei besteht die Gefahr, dass der Benutzer sie aufgrund der eigenen Einschränkung nicht mehr erreichen kann oder sich beim Aufheben verletzt. Die STEETS GmbH hat in enger Zusammenarbeit mit Ärzten, Therapeuten und Patienten ein einzigartiges Abstellmodul für Gehhilfen entwickelt, das die o.g. Probleme löst und einfach an bereits existierende Gehhilfen angebracht werden kann. Wenn die Nutzer die Gehhilfe abstellen wollen, können sie durch einen einfachen Zug am Griff das Abstellmodul aktivieren – und die Gehhilfe bleibt eigenständig stehen. Sobald das Körpergewicht auf die Gehhilfe ausgeübt wird, faltet sich das System automatisch zusammen und die Gehhilfe steht wieder für die gewohnte Nutzung bereit. Damit erleichtert STEETS Menschen mit Mobilitätseinschränkungen den Alltag erheblich und erhöht ihre Selbstständigkeit, Flexibilität und Sicherheit. Darüber hinaus werden auch Pflegepersonal und Angehörige entlastet. Das Produkt wird in Kooperation mit dem Unternehmen Rollax aus Bad Salzuflen produziert. Die Vermarktung erfolgt gemeinsam mit Gehhilfen-Herstellern, Orthopädieunternehmen, Sanitätshäusern, Krankenkassen und Kliniken. Schon vor der Markteinführung, die für 2024 vorgesehen ist, findet die Lösung ein riesiges Interesse im In- und Ausland. Weitere Innovationen sind in der Entwicklung.

„Die drei Gründer von STEETS sind Tüftler, die mit viel Leidenschaft und Ideenreichtum eine einfache Lösung für ein lang bekanntes Problem entwickelt haben. STEETS steht für die Innovationskraft der Gesundheitswirtschaft und die Gründungsdynamik in unserer Region. Die Jury ist überzeugt, dass sich das Start-up fest in der Branche etablieren und noch viele weitere Innovationen auf den Markt bringen wird. Für ihren Erfindergeist zeichnet die Jury STEETS mit einem Sonderpreis aus“, sagt Petra Pigerl-Radtke.

OWL Innovationspreis 2023/2024

Zum 15. Mal hat die OstWestfalenLippe GmbH den OWL-Innovationspreis ausgeschrieben. Ziel ist es, Innovationen aus der Region sichtbar zu machen und neue Impulse zu geben. Ausgezeichnet werden innovative Produkte, Dienstleistungen und Prozesse in ostwestfälisch-lippischen Unternehmen. Hauptsponsor des Wettbewerbs ist Westfalen Weser Energie. Durch seine Beteiligung will das Unternehmen dazu beitragen, die kreativen und innovativen Potenziale in der Region zu stärken und einer breiten Öffentlichkeit bekannt zu machen. Darüber hinaus wird der Wettbewerb unterstützt durch Adam Design (Bielefeld), die Unity AG (Büren) und die Volksbank Bielefeld-Gütersloh. Der Preis wird seit 1995 alle zwei Jahre vergeben.

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