Vor gut zwei Jahren hat IT-Unternehmer Wilhelm Mormann zwei ehemalige Industriehallen in Bünde gekauft und begonnen, sie ressourcenschonend und nachhaltig zu sanieren. Mittlerweile zieht immer mehr Leben in den modernen Gebäudekomplex ein.
Die geschwungene Treppe mit Charme der sechziger Jahre führt direkt nach oben in den hellen Flur. Vereinzelt sind noch Handwerker im Einsatz und erledigen Restarbeiten. Baustaub liegt auf dem Boden. Große Glastüren in schwarzen Industriedesign-Metallrahmen führen zu den 18 Büroräumen, neun sind bereits vermietet. Eine große Glasfront zum Flur, helle Wände, durch die große Fensterfront scheint die Sonne. Die Verkleidung für die Klimaanlage fehlt noch. In wenigen Wochen sollen die ersten Mieter hier einziehen, wie Marion Stefener. Die Inhaberin einer Versicherungsagentur in Hiddenhausen gibt ihren bisherigen Standort nach 30 Jahren auf und zieht demnächst in die REMISE Bünde. Dort hat sie ein 25 Quadratmeter großes Büro angemietet. Zusätzlich kann sie bei Bedarf Konferenzräume und die Lounge nutzen. „Das Gesamtkonzept hat mich sofort überzeugt. Wir sind stolz, nun Teil dieser Gemeinschaft zu sein“, sagt die Versicherungsfachfrau. Corona habe vieles verändert. Vorher habe die Digitalisierung für ihre Arbeit so gut wie keine Rolle gespielt.
„Die Pandemie hat jedoch deutlich gemacht, dass vieles nicht mehr zeitgemäß war. Wir haben uns den Veränderungen gestellt, die Abläufe sind heute anders und wir benötigen auch weniger Platz“, freut sich die künftige Mieterin auf die neue Zeit.
Begeistern vom Konzept konnte Investor und Unternehmer Wilhelm Mormann weitere Interessenten, die mittlerweile den Mietvertrag unterschrieben haben. Gut 50 Prozent der Fläche waren innerhalb von drei Monaten vermietet. Es sind bei Weitem nicht nur Unternehmen aus dem Umfeld. „Wir siedeln hier Firmen an, die sich wegen des Gebäudes für den Standort entschieden haben und ansonsten die Stadt sicherlich nicht im Blick gehabt hätten“, sagt der Geschäftsführer der COBUS ConCept GmbH ein wenig stolz. So eröffnet hier ein dänisches Unternehmen sein Vertriebsbüro und ein Recyclingmaschinen-Anbieter hat sich ebenfalls für die REMISE Bünde entschieden.
Neben den kleineren Büroflächen bietet das Gebäude noch weiteren Raum für modernes Arbeiten und Netzwerken. Auf gut 1.500 Quadratmeter Fläche sind zusätzliche Büroräume zwischen 200 und 300 Quadratmeter Größe und ein offener Coworking-Space mit flexiblen Nutzungsmöglichkeiten geplant. Erste Gespräche mit Interessenten gibt es bereits. Im Foyer entstehen ein Loungebereich sowie verschiedene Konferenzräume, modernste Technik und Glasfasernutzung inklusive.
Im Herzen dieses Gebäudes liegt die historische Sheddachhalle, die mit ihrer besonderen Dachform für eine außergewöhnliche Atmosphäre sorgt, weil das einfallende Licht je nach Tageszeit besondere Akzente setzt. Hier soll im Erdgeschoss ein großer Eventbereich entstehen.
„In Bünde gibt es bisher keine exklusive Location für Veranstaltungen, Ausstellungen und Messen. Wir schaffen die dafür notwendige Infrastruktur. Ich bin fest davon überzeugt, dass es für dieses Angebot einen Markt gibt“, so Mormann.
Direkt nebenan, in der früheren Werkshalle der Druckerei, werde ein wichtiger Ankermieter einziehen, so der Unternehmer. Picnic, der Online-Dienstleister von EDEKA, richtet in der REMISE einen Hub mit 30 Elektrofahrzeugen ein. Hier ist der Umschlagplatz, von dem aus die vorgemerkten Lebensmittelbestellungen direkt vor die Haustür der Kunden gebracht werden. Das nachhaltige Konzept: Die Auslieferung erfolgt immer über dieselben Routen und zu festen Uhrzeiten, ähnlich wie der „Milchmann“ in früheren Jahren.
Nachhaltigkeit als unternehmerische Haltung
Wilhelm Mormann hat bereits vor einigen Jahren am Stammsitz in Rheda-Wiedenbrück eine Nachhaltigkeitsstrategie entwickelt, die sich durch alle Geschäftsbereiche zieht. Nachhaltiges Wirtschaften ist für ihn eine Selbstverständlichkeit.
„Die drei Säulen der Nachhaltigkeit beinhalten umfassende Ziele für die Handlungsfelder Umweltschutz, wirtschaftliches Handeln sowie soziale Verantwortung. Sie sind Grundlage einer Strategie, die in erster Linie auf die unternehmerischen Werte aufbaut: Mut zur Veränderung, Verantwortung gegenüber Mensch und Umwelt, Kontinuität und nicht zuletzt Qualität“, beschreibt der weitsichtige Unternehmer das Mindset.
Das zeigt sich auch am Standort Bünde mit einer Gesamtfläche von 16.000 Quadratmetern. Nachhaltig zu bauen, ist für ihn alternativlos und deshalb erfolgt die Produktion von Wärme, Klimakälte und Strom mit der heute vorhandenen Technik nach ökologischen Prinzipien. Damit sorgt der Unternehmer für Autarkie und davon profitieren auch die Mieter, die über Jahre hinweg mit stabilen Energiepreisen rechnen dürfen.
Den Energiebedarf sichern eine etwa 3.500 Quadratmeter große Photovoltaik-Anlage und ein sogenannter Eisspeicher, der einen Durchmesser von 15 Metern und eine Tiefe von sechs Metern hat und in Kürze entsteht. Für das künftige Wasserreservoir tief in der Erde werden tausend Kubikmeter Erde ausgebaggert. „Durch Einfrieren und Auftauen des Wassers lässt sich Energie gewinnen. Im Sommer speichern wir Energie ein und im Winter ziehen wir sie heraus“, beschreibt Mormann, der überzeugt ist, dass neben der Eigennutzung noch Energie übrigbleibt und wenn es nach ihm ginge, über ein Fernwärmenetz zusätzlichen Nutzern zur Verfügung gestellt werden soll. „Wir sind hier sehr flexibel. 60 bis 70 Haushalte könnten von der Energie profitieren. Dabei muss allerdings die Kommune mitspielen“, so der Unternehmer, dessen Ziel es ist, ein effizientes Energiemanagement für die gesamte Unternehmensgruppe aufzubauen, um so die benötigten Bedarfe vom Standort Bünde aus zu befriedigen.
Die Photovoltaik-Anlage, die mit 400 Kilowatt-Peak zu den leistungsfähigsten Energielieferanten gehört, ist vor einigen Tagen in Betrieb gegangen. Gut 500.000 Euro hat Wilhelm Mormann dafür in die Hand genommen. Sie liefert nicht nur Strom und Wärme für die Gebäude, sondern versorgt auch die Hochleistungsladesäulen für E-Autos, die auf dem Gelände Platz finden. Zusätzlich möchte Mormann bis Ende des Jahres einen Batteriespeicher in Betrieb zu nehmen, in dem recyclingfähige Batterien von E-Autos, die für die Fahrzeuge aufgrund der nur noch geringen Leistungsfähigkeit nicht mehr brauchbar sind, als Stromspeichermedium eine zweite Einsatzmöglichkeit bekommen.
In den nächsten zwei Jahren soll das Projekt vollständig abgeschlossen sein. Bereits fertiggestellt ist der Gebäudekomplex, eine der ehemaligen Industriehallen, der parallel zu den Büroräumen und der Eventlocation liegt: Hier haben auf einer Fläche von 3.000 Quadratmetern Wohnmobile, Caravans und Boote ein Zuhause gefunden, im zweiten Teil der Halle befinden sich zahlreiche hochwertige Fahrzeuge und Sportwagen. Einige Mieter haben gleich mehrere Fahrzeuge geparkt und nutzen die neu geschaffene Parkhebebühne, die mehr zusätzlichen Raum schafft.
„Wir sind ausgebucht und haben weitere Interessenten auf der Warteliste“, freut sich Mormann über das erfolgreich umgesetzte Vermarktungskonzept.
Es ist nicht das letzte Projekt, dass der engagierte Unternehmer im Blick hat. Er hat weitere Pläne im Kopf und einige Vorhaben bereits wieder angeschoben. Man wird also weiter vom IT-Unternehmer, den vor einigen Jahren die Immobilienleidenschaft gepackt hat, hören. Und er ist wahrlich nicht nur in der Region unterwegs. Kürzlich hat er einen Leuchtturm in Cuxhaven erworben, der zurzeit von einem Schiffsbauer umgebaut wird, weil er sich mit den „runden“ Gegebenheiten des Gebäudes am besten auskenne, so Mormann. Hier soll eine exklusive Ferienwohnung entstehen, die nicht nur die COBUS-Mitarbeiter und Kunden, sondern auch andere Nordsee-Freunde nutzen können, einzigartiger Blick direkt auf die Elbe mit den Schiffen auf Augenhöhe, inklusive.