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Unternehmensgründungen: Migrationshintergrund als Innovationsbooster

Gründerinnen und Gründer mit Migrationshintergrund sind ein wichtiger Motor für Innovation in Deutschland, weil sie öfter neue Produkte und Dienstleistungen auf den Markt bringen. Das zeigt eine aktuelle Analyse des ZEW-Leibniz-Zentrum für Europäische Wirtschaftsforschung.

Trotz hoher Wachstums- und Innovationsorientierung hätten sie weniger Zugang zu externem Kapital und müssten stärker auf eigene Mittel sowie Unterstützung aus dem persönlichen Umfeld setzen. Dadurch bleibe ein erhebliches wirtschaftliches Potenzial ungenutzt, so die Studie.  
„Gerade in innovationsstarken Branchen können Gründerinnen und Gründer mit Migrationshintergrund einen entscheidenden Beitrag zum Strukturwandel leisten – allerdings müssen dafür die Rahmenbedingungen stimmen“, erklärt Ko-Studienautorin Prof. Dr. Hanna Hottenrott, Leiterin des ZEW-Forschungsbereichs „Innovationsökonomik und Unternehmensdynamik“.

„Besonders beim Zugang zu Bankkrediten bestehen Benachteiligungen, die gezielte politische Maßnahmen erfordern. Eine bessere Integration von Gründern mit Migrationshintergrund in das Startup-Ökosystem würde sowohl ihre Erfolgschancen erhöhen, als auch neue Dynamiken in Branchen bringen, in denen sie bislang unterrepräsentiert sind“, sagt Ko-Studienautorin Elisa Rodepeter, Wissenschaftlerin im ZEW-Forschungsbereich „Innovationsökonomik und Unternehmensdynamik“.

Hohes Innovationspotenzial durch Menschen mit Migrationshintergrund

Die ZEW-Untersuchung zeigt, dass Menschen mit Migrationshintergrund seltener aus einer wirtschaftlichen Notlage heraus gründen. Häufig gründen sie, um eigene Geschäftsideen umzusetzen, neue Märkte zu erschließen oder bestehende Marktangebote zu verbessern. 33 Prozent der Unternehmen, die von Menschen mit Migrationshintergrund gegründet wurden, nennen den Geschäftsausbau als Hauptziel. Bei Unternehmen, die von Menschen ohne Migrationshintergrund gegründet wurden, sind es lediglich 25 Prozent.

Diese Ausrichtung geht mit einer überdurchschnittlichen Innovationsorientierung einher: Gründerinnen und Gründer mit Migrationshintergrund investieren häufiger in Forschung und Entwicklung und bringen öfter neuartige Produkte oder Dienstleistungen auf den Markt, die es zuvor weder national noch international gab. Diese Unterschiede in der Innovationsorientierung bestehen unabhängig von alternativen Einflussfaktoren wie Gründungserfahrung, Bildungsniveau, Branche und Standort. Damit leisten Menschen mit Migrationshintergrund einen wichtigen Beitrag zur Modernisierung und Diversifizierung des deutschen Gründungsökosystems.

Trotz ihres hohen Engagements und ihrer Innovationskraft sehen sich Gründerinnen mit Migrationshintergrund in Deutschland mit erheblichen Finanzierungshürden konfrontiert. 18 Prozent von ihnen berichten von Schwierigkeiten beim Zugang zu externem Kapital – im Vergleich zu nur zwölf Prozent bei Gründenden ohne Migrationshintergrund. Diese Unterschiede bleiben auch bestehen, wenn Faktoren wie Branche, Bildungsniveau, Gründungserfahrung und Standort berücksichtigt werden. Die Analyse legt nahe, dass fehlende langjährige Bankbeziehungen, Vorurteile bei der Kreditvergabe und ein geringerer Zugang zu etablierten Netzwerken die Finanzierungschancen schmälern. Dadurch können vielversprechende Innovationsvorhaben entweder gar nicht oder nur mit Verzögerung umgesetzt werden.

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