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Makeathon: Digitaler Tresor für sicheren Datenaustausch

Wie gelingt ein souveräner Datenaustausch sicher, kontrolliert und mit klaren Nutzungsrechten zwischen Partnern im Maschinenbau, in der Automatisierung und Elektronik? In dem vom Spitzencluster it´s OWL initiierten Makeathon „XCHANGE4INDUSTRY“entwickelten interdisziplinäre Teams in kurzer Zeit Lösungen.

Viele Industrieunternehmen speichern ihre Daten heute bei außereuropäischen Anbietern. Das kann sie abhängig machen, rechtlich angreifbar und schränkt ihre Datensouveränität ein. Gleichzeitig sind Daten das Rückgrat moderner Wertschöpfungsketten. Je mehr Unternehmen sich vernetzen, desto wichtiger werden klare Regeln, wer welche Daten wofür nutzen darf. 

Im Mittelpunkt des Makeathons, ein Innovationswettbewerb, bei dem interdisziplinäre Teams in kurzer Zeit an konkreten Aufgaben arbeiten, standen drei Challenges von Unternehmen aus Ostwestfalen-Lippe: Werkzeugbau Berger, G. Kraft Maschinenbau und WAGO Kontakttechnik. Sie spiegeln typische Fragen wider, vor denen viele industrielle Betriebe im Umgang mit Daten stehen.

Kraft Maschinenbau beschäftigte die wachsende Bedeutung von Softwareupdates im Maschinen und Anlagenbau. Gesucht wurden Ansätze, wie Unternehmen Updates für Anlagensoftware künftig planbar, sicher und effizient bereitstellen können. Dazu gehört etwa, Updates über den Lebenszyklus einer Anlage zu organisieren, Ausfallzeiten zu minimieren und klare Regeln für Berechtigungen und Verantwortlichkeiten zu schaffen.

In der Challenge von WAGO stand der Digital Product Passport im Mittelpunkt. Ein Digital Product Passport ist ein digitaler Produktepass, der wichtige Informationen über ein Produkt entlang seines Lebenszyklus bündelt. Die Teams arbeiteten an Ideen, wie über QR Codes und digitale Pässe sichtbar wird, was ein Artikel im Lauf seines Lebens „erlebt“ hat und wie er zurückgegeben, repariert oder recycelt werden kann. Dazu gehört auch die Frage, welche Daten Kundinnen und Kunden beim Scan eines QR Codes sehen sollen und welche Anreize sie zu nachhaltigem Handeln motivieren.

„Mit dem Makeathon schaffen wir für unsere Unternehmen ein geschütztes Experimentierfeld. Sie können reale Herausforderungen einbringen, neue Lösungswege testen und direkt sehen, was funktioniert. Unser Ziel ist, dass aus den Ideen konkrete Umsetzungsprojekte entstehen, die Wettbewerbsfähigkeit stärken und den souveränen Umgang mit Daten im Unternehmensalltag verankern“, sagt Günter Korder, Geschäftsführer des Technologie-Netzwerks it’s OWL und Mitglied der Makeathon-Jury. Weitere Partner waren das Fraunhofer IEM und das Heinz Nixdorf Institut.

Gewonnen hat eine Idee zur Challenge des Unternehmens Werkzeugbau Berger. Das KMU aus Salzkotten stellte die Frage, wie sich Produktdaten entlang der gesamten Wertschöpfungskette lückenlos nachvollziehen lassen. Ziel war es, Informationen zu einem Produkt so zu strukturieren, dass Herkunft, Einsatzorte und wichtige Zustände jederzeit transparent bleiben. So sollen Unternehmen beispielsweise nachvollziehen können, wann ein Bauteil gefertigt, gewartet oder überarbeitet wurde.

Die Lösung: Ein „Digital Vault“ bündelt alle kundenspezifischen Werkzeugdaten an einem Ort, ergänzt durch ein „IoT Pulse“, das Nutzungsdaten wie Zykluszahlen oder Temperatursprünge direkt aus der Anwendung erfasst. Hersteller und Anwender sehen so auf einer gemeinsamen Zeitleiste, wann ein Werkzeug konstruiert, ausgeliefert, eingesetzt, gewartet oder überarbeitet wurde und unter welchen Bedingungen es tatsächlich im Einsatz ist. Auf dieser Basis können perspektivisch smarte Garantien, vorausschauende Wartung (Predictive Maintenance) und besser fundierte Designentscheidungen entwickelt werden.

Geschäftsführer Marius Haacke ist begeistert: „Die Idee eines gemeinsamen Portals für den Datenaustausch mit unseren Kunden trifft genau ins Schwarze. So ein digitaler Assistent macht die Zusammenarbeit einfacher und gibt uns bei Berger mehr Freiraum für unser Kerngeschäft, die Herstellung von Spritzgusswerkzeugen.“ Jetzt wolle er gemeinsam mit dem Team prüfen, wie sie den Ansatz konkret ins Unternehmen holen könnten. Der Kontakt über it’s OWL sei dabei ein echter Mehrwert, weil er Zugang zu neuem Know-how öffne und die Vernetzung in der Region fördere.

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