…was wir von Otto Rehagel lernen können
Fußballtrainer Otto Rehagel, für die Boomer-Generation wahrscheinlich eine der Trainerikonen schlechthin, hat einst folgendes Axiom formuliert: „Es gibt nicht junge und alte Spieler, sondern gute und schlechte.” In der Wirtschaft verhält sich es ähnlich mit Mitarbeitenden, Kolleginnen und Kollegen. Warum also gegenüber der Gen Z die Klischeekeule mit Schlagworten wie „arbeitsscheu“, „überempfindlich“ oder „ständig online“ rausholen, wenn wir stattdessen auf die Stärken schauen können, die Wirtschaft und Gesellschaft so dringend für die Weiterentwicklung brauchen?
Die Stärken der Gen Z nutzen – statt über sie zu klagen
Natürlich ist die Gen Z anders aufgewachsen. Verwöhnt, sagen manche – und das stimmt sogar. Aber wer hat sie denn verwöhnt? Wir, die „Boomer”, ihre Eltern und Familie, eben die Generationen vor ihnen! Wir haben sie in Watte gepackt, ihnen jedes Hindernis aus dem Weg geräumt, aus Sorge, dass es zu schwer sein könnte. In der Schule wurden Leistungen inflationär mit Einser-Abiturzeugnissen belohnt, ob sie nun realistisch waren oder nicht. Daraus resultiert ein (vielleicht über-)großes Selbstverständnis und eine hohe Erwartungshaltung an Umwelt und Gesellschaft. Doch anstatt diese Generation für ihre hohe Erwartungshaltung zu kritisieren, sollten wir erkennen: Die jungen Menschen haben ein ausgeprägtes Wertebewusstsein, ein feines Gespür für Sinn, Gerechtigkeit und Nachhaltigkeit. Die Gen Z ist die erste echte Digital-Native-Generation – aufgewachsen mit Smartphones, Social Media und Algorithmen – und bringt damit eine technische Souveränität mit, von der viele Unternehmen in ihrer aktuellen Arbeitskultur noch träumen. Wer sie ernst nimmt, wer sie fordert, statt sie zu belehren, gewinnt kreative und reflektierte Mitarbeitende – und vielleicht auch die Gründerinnen und Gründer von morgen.
Die neuen Lebensgewohnheiten verstehen – nicht verurteilen
Die Gen Z lebt in einer Welt, in der sich Flexibilität und Selbstbestimmung durch alle Lebensbereiche ziehen. Feste Strukturen, wie sie Sportvereine oder klassische Arbeitszeiten bieten, verlieren an Attraktivität. Wer möchte sich schon dienstags und donnerstags um 18 Uhr festlegen, wenn das Fitnessstudio rund um die Uhr geöffnet hat? Interessanterweise kehrt man trotzdem oft zu festen Zeiten zurück – der Mensch bleibt eben ein Gewohnheitstier. Arbeitgeber tun gut daran, diese Mischung aus Freiheitsdrang und Strukturbedürfnis zu verstehen. Die einen nennen es Widerspruch – die anderen modernes Zeitmanagement. Unternehmen, die flexible Modelle bieten und zugleich Verlässlichkeit schaffen, können diese Generation begeistern und langfristig binden.
Chancengerechtigkeit ermöglichen – Unternehmertum fördern
Klar sein muss: Die Gen Z darf nicht zur Erbengeneration der Babyboomer verkommen. Wer Wohlstand und Sicherheit nur erbt, statt sie selbst zu erarbeiten und zu gestalten, tauscht langfristig Innovationskraft gegen Trägheit ein – und die Gesellschaft ihre soziale Balance. Deutschland ist heute eines der ungleichsten Länder Europas: Das Vermögen junger Menschen hängt stärker vom Kontostand ihrer Eltern ab als von ihrer eigenen Leistung. Das müssen wir ändern, damit Deutschland zukunftsfähiger, innovativer und wieder hungriger wird. Kurz: Damit wir unseren eigenen Wohlstand sichern und auch in Zukunft eine relevante Rolle in der internationalen Wirtschaft spielen!
Wer gründen will, braucht nicht nur Mut, sondern auch Kapital und Netzwerk – und das bleibt aktuell laut Studien z. B. vom Bundesverband Deutscher Startups oder der Bertelsmann Stiftung oft denjenigen vorbehalten, die schon im Elternhaus finanziell abgesichert und deren Eltern gerne unternehmerisch tätig sind.
Wir müssen also die nachfolgende Generation in der Breite fördern und befähigen, selbst Wertschöpfung zu betreiben – durch einfachen Zugang zu Finanzierung, Bildung, Mentoring und Netzwerken. Für das zukünftige Unternehmertum bedeutet das: Es darf kein Privileg der Herkunft sein, ob jemand gründet, sondern sollte eine Frage von Leistungsbereitschaft, Ambition und Wille sein. Damit verteilen wir die zukünftige wirtschaftliche Verantwortung um: hin zu eigenem Gestaltungswillen und echtem Unternehmergeist, der vom Mut lebt, Neues auszuprobieren!
Fazit
Statt Generationen übereinanderzustellen oder gegeneinander auszuspielen, sollten wir beginnen, ihre jeweiligen Perspektiven und Potenziale ernst zu nehmen. Nicht als Gefahr für bestehende Strukturen, sondern als Chance für gemeinsames Lernen, Innovation und Wandel. Die Zukunft entsteht nicht durch gegenseitiges Klagen, sondern durch Austausch, Verständnis und Zusammenarbeit über Altersgrenzen hinweg.





