Kolumne Tristan Niewöhner

Gründen im eigenen Kompetenzfeld

Auch wenn einige typische „Startup-Branchen“ mehr den Fokus der öffentlichen Wahrnehmung genießen als andere, so gibt es Unternehmensgründungen in allen erdenklichen Branchen.
Die Wahl, in welcher Branche man gründet, orientiert sich meistens verständlicherweise am eigenen Kompetenzfeld. Wenn man beispielsweise in der Medizinbranche arbeitet, dann ist die Wahrscheinlichkeit, in dieser Branche zu gründen, relativ groß. Man bringt die nötigen Kenntnisse mit und identifiziert durch die tägliche Arbeit in dem Bereich Verbesserungspotenziale schneller. Viele Branchen und Technologien sind so komplex, dass Fachfremde überhaupt nicht in der Lage wären, Schwachstellen aufzudecken, geschweige denn adäquate Lösungen zu erarbeiten.
Im Gegensatz dazu gibt es aber auch Gründungsideen, die überhaupt keine Branchenerfahrung voraussetzen. Wenn man zum Beispiel selbst ein Produkt genutzt hat, mit dem man unzufrieden war, kann daraus ebenfalls die Motivation erwachsen, ein verbessertes Produkt zu kreieren, was unter Umständen zu einer Unternehmensgründung führen kann.

Es ist ein interessantes Phänomen, dass Innovationen nicht selten von außerhalb einer Branche kommen und nicht von innerhalb. So wurde das Smartphone beispielsweise nicht vom damals größten Handy-Hersteller Nokia entwickelt und an den Markt gebracht, sondern vom Computer-Hersteller Apple. Das iPhone eroberte die Welt und Nokia verlor binnen kürzester Zeit seine sehr dominante Markt-Position. Vergleichbar verhält es sich mit dem Elektroauto, das nicht von den großen etablierten Automobilherstellern erfolgreich zur Marktreife gebracht wurde, sondern von dem (zur damaligen Zeit) kleinen und unbekannten Startup Tesla.

Diese Beispiele zeigen deutlich, dass Branchenexpertise keineswegs eine Garantie für eine erfolgreiche Innovation bzw. Startup-Gründung ist. Manchmal sorgen zu große Branchenkenntnisse für eine gewisse „Betriebsblindheit“. Abläufe und Produkte werden nicht mehr hinterfragt, sondern als gegeben angenommen.

Insofern kann es sogar vorteilhaft sein, außerhalb des eigenen Kompetenzfeldes zu gründen. Auch wenn Fachkenntnisse natürlich hilfreich sind. Der Schlüssel zum Erfolg liegt vielleicht in der richtigen Mischung aus Expertise und „naiver“ Unwissenheit, die einen den Status quo hinterfragen lässt.

Egal ob im eigenen Kompetenzfeld oder außerhalb davon – Start up now!
Bis zum nächsten Mal.

AUCH INTERESSANT

Weitere Beiträge

„Es geht um die Geschäfts- und Zukunftsfähigkeit“

Mehr als 30 Branchenverbände und Netzwerke der Green Economy und der Veranstaltungsindustrie werben für die „16 Steps Initiative“. Ziel ist...

„Wir sind auf die Erfahrung der Silver Worker angewiesen“

Beim Intralogistikspezialisten Westfalia Technologies ist der Anteil älterer Beschäftigter hoch. Andreas Gartemann, Geschäftsführender Gesellschafter der Westfalia Technologies GmbH &...

„Wir müssen uns sichtbar für unsere demokratischen Werte einsetzen“

Der Verein OWL Maschinenbau ist mit einem Sonderpreis der Ehrenamtsauszeichnung „WestfalenBeweger“ geehrt worden. Damit zeichnet die Stiftung Westfalen-Initiative das...

Effizientere Schneidtechnologie in der Blechbearbeitung

Das Bad Driburger Unternehmen Wieneke Anlagenbau und Verfahrenstechnik setzt nun voll und ganz auf den Faserlaser. Diese Schneidtechnologie überzeugt...

E-Magazin