Beim Intralogistikspezialisten Westfalia Technologies ist der Anteil älterer Beschäftigter hoch. Andreas Gartemann, Geschäftsführender Gesellschafter der Westfalia Technologies GmbH & Co. KG, über die Bedeutung der Generation 50plus und deren Stärken.
m&w: Herr Gartemann, wie hoch ist der Anteil älterer Beschäftigter (50plus)?
Andreas Gartemann: In der Westfalia-Gruppe mit Stammsitz in Borgholzhausen sind tatsächlich etwas mehr als 45 Prozent unserer Beschäftigten über 50 Jahre und älter.
m&w: Welche Erfahrungen haben Sie mit älteren Beschäftigten gemacht?
Andreas Gartemann: Ausnahmslos sehr gute! Das liegt vielleicht auch daran, dass wir auf die Erfahrung der „Silver Worker“ angewiesen sind. Automatisierte Intralogistik ist ein komplexes Projekt- und Termingeschäft, da zahlt sich langjährige Erfahrung aus: Detailwissen über die zur Verfügung stehenden Technologien, über die Anlagen und Software bei unseren Kunden, über Projektplanung und -kalkulation, über die branchentypischen Herausforderungen, für die sich unsere Technologien einsetzen und anpassen lassen. Westfalia-Systeme sind seit 1971 im Einsatz. Und sind oft auch nach mehr als 40 Jahren noch nicht am Ende ihres Lebenszyklus angelangt.
Durch engagierte Kolleginnen und Kollegen aller Alters- und Erfahrungsstufen können wir schnellen Service und zielgenaue Modernisierung von in die Jahre gekommenen Anlagen bieten. Die Generation 50plus pflegt langjährige Kundenbeziehungen und kann den Einstieg in Softwareentwicklung, in Steuerungs- und Anlagenbau für neue Fachkräfte erleichtern. Sie hilft, Kontinuität und Innovationsfähigkeit zu erhalten. Bewährtes und Innovatives gehen für ein erfolgreiches Unternehmen Hand in Hand – das spiegelt sich in einem qualifizierten Mehrgenerationen-Mitarbeiterstamm wider. Viele Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter bleiben uns über Jahrzehnte treu – und wir ihnen.
m&w: Könnten Sie sich vorstellen, Beschäftigte, die vor dem Renteneintritt stehen, angesichts des Fachkräftemangels weiter zu beschäftigen?
Andreas Gartemann: Wir beschäftigen einige Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter nicht nur in Schlüsselpositionen über den Renteneintritt hinaus – vom Maschinen- und Anlagenbau über die Projektierung, Softwareentwicklung bis zum Personalwesen. Gerade durch den Fachkräftemangel und beispielsweise die große Konkurrenz bei IT-Fachkräften ist es herausfordernd, personell auf Auftragsspitzen vorbereitet zu sein.
m&w: Was tun Sie, um Ältere im Job zu halten?
Andreas Gartemann: Wir sind offen für flexible Arbeitsmodelle – Vollzeit, Teilzeit, Altersteilzeit, Gleitzeit. Wir bieten Mobile Office und haben bewusst Präsenz-Räume für Kommunikation geschaffen – Arbeitsplätze, Meeting-Räume und Kantine sind offen gestaltete Orte des Austauschs mit Aufenthaltsqualität. Je nach Qualifikation und Interesse sind Wechsel zwischen Fachabteilungen, beispielsweise vom Neuanlagengeschäft in die Modernisierung, möglich. Eine Herausforderung am Älterwerden im Job ist ja, dass der Job spannend bleibt!
m&w: Schreiben Sie Stellen gezielt für Ältere aus?
Andreas Gartemann: Nein, entscheidend ist die Motivation, die Qualifikation und der berufliche Hintergrund der Bewerberinnen und Bewerber. Einige Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter sind nach einem zwischenzeitlichen Wechsel zu uns zurückgekehrt – eine Motivation dabei war die gute Arbeitsatmosphäre.
m&w: Aus Ihrer Erfahrung: Was zeichnet ältere Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter aus?
Andreas Gartemann: Ältere Mitarbeiter können häufig Konflikte aus Erfahrung lösen, weil sie Routine in bestimmten Situationen haben. Sie zeichnen sich durch Disziplin, Verantwortung und Loyalität aus. Und sie wertschätzen Arbeit, identifizieren sich mit dem Unternehmen und ihren Arbeitsplätzen. Sie stellen sich außerdem der Herausforderung, Prozesse zu modernisieren und sich auf Neues einzulassen. Nachhaltig wachsen geht gemeinsam, im Zusammenspiel von Erfahrung und neuen Ideen.
m&wGibt es eine altern(s)gerechte Personalpolitik?
Andreas Gartemann: Bei uns steht der Austausch zwischen den Generationen im Vordergrund, und wir vervollständigen ergonomische, barrierefreie Arbeitsplätze sowohl am Schreibtisch als auch in der Fertigung. Für Ergonomie und Entlastung steht auch unser Produkt: Automatische Lagersysteme entlasten bei körperlich schwerer Arbeit und reduzieren Stress in der Lagerverwaltung. Bei der präventiven Gesundheitsvorsorge sind wir offen für Ideen und Anregungen. So nehmen wir jetzt zum Beispiel am Jobrad-Programm teil – mit einem geförderten E-Bike lassen sich täglicher Arbeitsweg und persönliche Fitness gut verbinden.