RE-BUILD-OWL

Mit Wissen und Kompetenz zum zirkulären Bauen 

Kommunen und Städte können im Hinblick auf die Umsetzung einer zirkulären Bau- und Immobilienwirtschaft Vorbild für die Privatwirtschaft sein. Wie es funktionieren kann, zeigt das Projekt RE-BUILD-OWL im Kreis Lippe, das Modellcharakter für ganz Deutschland hat. 

Wenn Lisa Pusch auf das letzte Jahr zurückblickt, ist sie schon ein wenig stolz. Die Zahl der sich im Netzwerk engagierenden Partner ist in den vergangenen Monaten auf gut 250 Akteure angewachsen. Architektinnen und Architekten, Planer, Bürgermeister von Städten und Kommunen, produzierende Unternehmen und Handwerksbetriebe, Verbände, Hochschulen und Kammern stehen hier in einem intensiven Austausch.

„Sie alle haben die Motivation, gemeinsam an einer zukunftsfähigen regionalen Bau- und Immobilienwirtschaft mit einem zirkulären Ressourcenmanagement zu arbeiten. Das Netzwerk ist kein geschlossener Kreis. Weitere Interessierte, die sich mit konkreten Ideen einbringen möchten, können jederzeit dazukommen“, sagt die Projektleiterin von RE- BUILD-OWL.
Im September 2021 ist das zweijährige Projekt als Modellvorhaben im Bereich Digitalisierungskompetenz für kommunales Handeln, das von der Geschäftsstelle Lippe zirkulär durch den Kreis Lippe initiiert wurde, gestartet. Ziel ist es, Antworten auf die Frage zu finden, wie die Transformation zum zirkulären Bauen in der Region gelingen kann. Der Kreis Lippe arbeitet hier mit dem Wissenschaftsladen Bonn e.V. (WILA) und dem Institut für angewandtes Stoffstrommanagement (IfaS) zusammen. Handlungsbedarf ist dringend geboten. Trotz massiv schwindender Ressourcen gelangt nur ein kleiner Teil der im Bau eingesetzten Rohstoffe wieder in den Produktionsprozess. Gleichzeitig produziert der Bau- und Gebäudesektor 38 Prozent der globalen CO₂-Emissionen.

„Beim zirkulären Bauen geht es nicht nur um den Wiedereinsatz von Materialien und Bauteilen, sondern auch um die grundsätzliche Frage, ob ein Gebäude überhaupt neu gebaut werden muss und wie es kreislauffähig genutzt und geplant werden kann. Auch die Frage, welche digitalisierten Prozesse hier zur Anwendung kommen können, ist von Bedeutung“, fasst die Projektleiterin die Herausforderungen zusammen.

Der Weg hin zu einer zirkulären Bau- und Immobilienwirtschaft soll über die Vernetzung und Befähigung der kommunalen Entscheidungsebenen beschritten werden. Geplant ist die Entwicklung einer kommunalen Innovations- und Transferplattform sowie eine praxisorientierte Roadmap, um Kompetenzaufbau und Wissensmanagement zwischen den Akteuren zu erleichtern.
Herzstück des Projekts ist die geplante Innovations- und Transferplattform. „Sie wird über verschiedene Tiefen verfügen, die auf der ersten Ebene allgemeines Wissen zum zirkulären Bauen und Informationen zum Einsatz innovativer Materialien darstellt. Auf einer anderen Stufe befindet sich zum Beispiel spezifisches und für bestimmte Akteure relevantes Wissen. Verantwortliche, die in der Ausschreibung oder im Bereich Finanzierung tätig sind, finden hier ebenso fundierte Inhalte wie auch Handwerker oder Bauunternehmen, die im Rückbau aktiv sind“, beschreibt die Projektleiterin. Der Blick in die Baupraxis zeige, dass bereits jetzt neue Herangehensweisen und kreislaufgerechte Bauprodukte und -teile zum Einsatz gelangen könnten.

Schon seit Jahren ist der Kreis Lippe basierend auf seinem Zukunftskonzept 2025 im Bereich des nachhaltigen Bauens vorbildlich aktiv. Seit zehn Jahren werden standardmäßig alle Neubauten und Sanierung im Passivhausstandard realisiert. Die Sanierung der Kreishausfassade in Lippe ist hier ein Beispiel und ein klares Signal. Außerdem ist die Aufnahme aller Liegenschaften des Kreises in Madaster, einem Kataster für Materialien und Produkte, bereits 2020 angelaufen.
„Wir sehen auch, dass die Kolleginnen und Kollegen im technischen Gebäudemanagement bei anstehenden Rückbaumaßnahmen Überlegungen anstellen, wie der Umgang mit den anfallenden Materialien aussehen kann“, so Lisa Pusch. Modellgebäude im Bestand werden in den nächsten Monaten analysiert und daraus entstehen Muster für zirkuläres, digital gestütztes Planen, Bauen, Sanieren und Rückbauen.

Lisa Pusch ist überzeugt: „Unsere Stärke ist der kooperative Grundgedanke. Wir sind partizipativ in der Entwicklung der Roadmap und co-kreativ in der Entwicklung der Plattform. Gemeinsam möchten wir etwas schaffen, was ein hohes Nutzungspotenzial hat. Obwohl wir uns auf den Kreis Lippe konzentrieren, sollen die Ergebnisse nicht in der Schublade landen und dort verbleiben. Vielmehr ist es unser Anliegen, über die Region hinaus Kommunen und Städten deutschlandweit eine Roadmap für eine Circular Economy im Baubereich zur Verfügung zu stellen.“

Weitere Informationen: www.re-build-owl.de und www.lippe-zirkulaer.de

KONTEXT
Im zwei Jahre laufenden Projekt RE-BUILD-OWL engagieren sich das Institut für angewandtes Stoffstrommanagement (Ifas), der Kreis Lippe, Lippe zirkulär und der Verein Wissenschaftsladen Bonn. Assoziierte Partner sind CirQuality OWL, DIN e.V. Berlin, Energie Impuls OWL e.V., die Handwerkskammer OWL zu Bielefeld, Innovation Campus OWL und Madaster GmbH.

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