
Alexander Surminski, CEO bei immocation GmbH Credit: immocation GmbH
Nach einem starken Anstieg des Zinsniveaus aufgrund der EZB-Zinspolitik zu Beginn 2022 fallen die Bauzinsen augenblicklich wieder. Ob dies ein anhaltender Trend ist, welche anderen Faktoren es gibt und wie sich Kaufinteressenten verhalten sollten, darüber gibt Alexander Surminski, CEO bei immocation.de im Interview Auskunft.
Die Bauzinsen für zehnjährige Finanzierungen sind zwischen Juli (3,2%) und August (2,4%) stark runtergegangen. War es das jetzt erstmal mit den Monaten der steigenden Bauzinsen oder wie bewerten Sie diese Entwicklung?
Alexander Surminski: Endgültige Aussagen zur Zinsentwicklung kann und sollte man nicht machen. Privatinvestoren tun gut daran, wenn sie diejenigen Entwicklungen punktgenau beobachten, die die Zinsen erst haben steigen lassen: Lieferengpässe, Rekord-Inflation – diese Dynamiken werden weiterhin Seismographen für die Entwicklung der Bauzinsen sein. Abhängig davon wird auch der Zinswert in Deutschland entweder steigen, stagnieren oder abnehmen.
Können alleine auf Basis dieser Daten (Quelle: Check24) bereits fixe Prognosen für die folgenden Monate getroffen werden oder ist das noch zu früh?
Alexander Surminski: Sowohl bei den Preisen als auch bei den Zinsen lohnt es sich, die Quellenlage zur Marktbeobachtung breit zu streuen. Bedeutet auch, dass einzelne Plattformen nicht der einzige Gradmesser für die Realitäten am Markt sind. Meiner Meinung nach macht es am meisten Sinn, sich am Durschnitt von dem zu orientieren, was die Mehrheit der glaubwürdigen Quellen am Markt prognostizieren. Einzelmeinungen decken folglich nicht das komplette Marktgeschehen ab. All dies ersetzt jedoch nicht das persönliche Bankgespräch und Prognosen sind schwierig.
Das Vergleichsportal Check24 sieht darüber hinaus einen direkten Zusammenhang zwischen sinkenden Bauzinsen und einer (vermeintlich) neuen EZB-Politik der ersten Zinserhöhungen seit 11 Jahren. Inwiefern teilen Sie diese Ansicht?
Alexander Surminski: Die Europäische Zentralbank ist in diesem Fall eine treibende Kraft, kann aber nicht bedenkenlos und permanent die Zinsen erhöhen ohne auf die direkten Konsequenzen für verschuldete Euroländer zu achten. Insoweit ist die EZB mit ihrer Zinserhöhung zu einem großen Teil an einer Stabilisierung der Bauzinsen beteiligt. Trotzdem halte ich es für unwahrscheinlich, dass diese eine Maßnahme ausreicht, um der Lage Herr zu werden. Außerdem würde ich durchaus anzweifeln, dass die EZB kontinuierlich weitermacht. Dafür ist die globale Finanzlage zu angespannt und die Märkte zu stark von den gegenwärtigen Krisenherden beeinflusst.
Müssen private Immobilieninvestoren daraus schon direkte Folgen für das Tagesgeschäft ableiten oder sollte noch vorsichtig abgewartet werden?
Alexander Surminski: Investoren kaufen Objekte, die sich rechnen. Höhere Zinszahlungen bei konstant bleibendem Einkommen lassen zunächst die Nachfrage bei betroffenen Käuferschichten sinken. Zu beobachten ist ein rückläufiges Transaktionsvolumen, welches das bestätigt. Aus diesem Grund würde ich eher dafür plädieren, mehr mit den Verkäufern zu verhandeln. Zumal bei diesen mehr denn je die Bereitschaft vorhanden ist, beim Preis mit sich reden zu lassen. Denn bei jedem Objekt gibt es einen Preis, ab dem es sich rechnet.